Baumarten
Balkan-Roßkastanie
(Aesculus hippocastanum)
Die Balkan-Rosskastanie, oder auch einfach: Rosskastanie, ist der einzige (wilde) europäische Vertreter einer Gattung von 25 Arten. Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst verstreute Vorkommen in Griechenland, Albanien und Mazedonien, wo sie insbesondere in Schluchtwäldern höherer Berglagen (900-1300 m. ü. NN) auf frischen Böden wächst [1]. In Sachsen ist sie seit Anfang des 18. Jahrhunderts bekannt und spielt auch hier eine große Rolle als Straßen- und Parkbaum. Dabei können auch immer mal wieder Sämlinge auftreten – ohne dass eine Etablierung oder Ausbreitung erkennbar ist [6].
Rosskastanien werden werden bis zu 300 Jahre alt und meist bis 20 m, seltener auch 30 m hoch [1, 5]. Freistehend bilden sie eine breit eiförmige, manchmal etwas asymetrische Krone. Auffällig sind die sehr kräftigen Äste und der oft drehwüchsige Stamm, der mit einer grobschuppigen Borke (ähnlich dem Berg-Ahorn) bedeckt ist. In unserer Flora nahezu einzigartig sind die enorm großen, dunkelgrünen Blätter, die aus 5 bis 7 Teilblättern bestehen, welche strahlenförmig vom Ende des gemeinsamen Blattstiels ausgehen.
Besonders attraktiv sind die großen Blütenkerzen mit weißen Blüten, die kurz nach dem Blattaustrieb ab April erscheinen. Sogenannte Saftmale im Blütenschlund signalisieren den Besuchern ob noch Nektar vorhanden ist. Gelb bedeutet: Nektar vorhanden; rot, das für Bienen und Hummeln unsichtbar ist: „bereits besucht“ (bzw. Quelle erloschen) [4]. Auch die Früchte ziehen viele Tieren an. Es handelt sich um "Spaltkapseln“, deren aufplatzende Schale meist mehrere (für Menschen leicht giftige) große Samen enthält. Neben Eichhörnchen und anderen Nagetieren, wie auch größerem Wild nutzen auch Rabenvögel (Saatkrähe, Eichelhäher u.a.) die großen, nahrhaften Samen [7]. Die Bezeichnung "Rosskastanie“ bezieht sich auf die frühere Verwendung als Pferdefutter sowie als Heilmittel gegen Pferdehusten (zuerst in der Türkei entdeckt; [5]).
Auch wenn es im Erzgebirge noch einige sehr schöne, alte Rosskastanien gibt, dürfte die Baumart im Naturraum die nächsten Jahre deutlich zurückgehen. Die Rosskastanien-Miniermotte führt schon seit längerer Zeit, ebenso wie eine Pilzkrankheit (Gugniardia aesculi), zu einer unschönen Bräunung und vorzeitigem Fall der Blätter. Inzwischen führt die Pseudomonas-Rindenkrankheit zu einem Absterben der Jungbäume und erheblicher Schädigung der Altbäume [2]. Auch die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere länger anhaltende Trockenperioden, machen den Rosskastanien zu schaffen.
Inzwischen werden kaum noch neue Bäume gepflanzt. Umso wichtiger, die letzten alten Rosskastanien zu bewahren. Das schließt insbesondere eine sehr sorgfältige Pflege ein: Schon Schnittstellen von 6 cm Durchmesser, umso mehr größere Bruchstellen oder gar Kappungen führen bei Rosskastanien schnell zu Fäulnis bis ins Kernholz. Die Rosskastanie gilt insgesamt als Schnitt-unverträglich [3].
Quellen:
[1] Alexandrov, A.H. 1996. Aesculus hippocastanum Linné, 1753 – Enzyklopädie der Holzgewächse III-2, 6. Erg.Lfg. 11/96: 1-9.
[2] Bork, K. 2018. Rosskastanien-Sterben im städtischen Grün – AFZ-DerWald 12/2018: 41-43
[3] Brudi, E., Detter, A. & Bischoff, F. 2005. Wie viel Rückschnitt verträgt eine Rosskastanie? – LWF Wissen 48: 63-68.
[4] https://www.die-honigmacher.de/kurs3/seite_14302.html – letzter Zugriff: 3.11.2023
[5] https://www.uni-muenster.de/KleineBaumschule/rosskastanie.html – letzter Zugriff: 3.11.2023
[6] Schmidt, P.A. & Klausnitzer, U. 2001. Die Baum- und Straucharten Sachsens – Charakterisierung und Verbreitung als Grundlagen der Generhaltung. – Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für Forsten 24: 1-106.
[7] Turček, F.J. 1961. Ökologische Beziehungen der Vögel und Gehölze. – Bratislava: 331 S.