Baumarten
Berg-Ahorn
(Acer pseudoplatanus)
Berg-Ahorne gehören zu den Edellaubbäumen und stellen als solche höhere Ansprüche an die Nährstoffversorgung des Bodens, der auch eher frisch sein sollte mit gleichmäßiger Wasserversorgung [8]. Hier entwickeln sie sich zu sehr mächtigen, bis 40 m hohen Bäumen, die – wenigstens in hohen Lagen – bis zu 600 Jahre alt werden können [8]. Das natürliche Verbreitungsgebiet reicht von Nordspanien über Mitteleuropa bis nach Vorderasien, hier insbesondere die Mittelgebirgslagen. Er wurde aber durch Anpflanzungen weit darüber hinaus verbreitet, und wird auch durch Stickstoff-Einträge (Eutrophierung) gefördert [8].
Gegenüber der Rot-Buche, die als Jungpflanze wie auch im höheren Alter viel mehr Schatten erträgt, ist der Berg-Ahorn nur unter besonderen Bedingungen konkurrenzfähig. So kann er Verletzungen durch Steinschlag besser ausheilen wie auch Wurzelstörungen durch Hangrutschungen tolerieren [8]. Daher sind Berg-Ahorne vor allem in Schluchten, an Steilhängen und in Blockhalden stärker vertreten [8]. Außerdem sind vor allem Altbäume gegenüber Spätfrösten unempfindlicher [8], was ihre Vorkommen in höheren Lagen und in Kaltluft-Senken begünstigt.
In Buchen-dominierten Wäldern tieferer Lagen können Berg-Ahorne nach großflächigen Störungen und Lücken im Kronendach schneller als die Buche empor wachsen. Auch "absichtliche“ waldbauliche Lochhiebe – Waldlichtungen, deren Durchmesser etwa der Höhe der umstehenden Altbäume entspricht – können dem Berg-Ahorn einen gewissen Vorsprung gegenüber der Buche verschaffen und seine Bestands-Anteile deutlich erhöhen. Ein solcher Aufwand mag sich auch ökonomisch "rechnen“, da das helle, feste Holz sehr begehrt ist, etwa im Möbel- und Instrumentenbau oder für Küchengeräte [8]. Ahornblätter wurden früher als Heilmittel verwendet, und aus dem Saft kann Zucker gewonnen werden, auch wenn die Konzentration weitaus geringer als beim amerikanischen Zucker-Ahorn ist [8].
Auch als Straßen- und Parkbaum wird der Berg-Ahorn häufig verwendet. Im Freistand entwickeln die Bäume dann sehr breite, ausladende Kronen, wirken aber manchmal mit dem dunkelgrünen Laub im Sommer etwas düster. Ob man aber den Berg-Ahorn als Zierbaum "etwas farblos“ nennen soll [5], mag Geschmackssache sein. Für einige mächtige, mehrhundertjährige Berg-Ahorne im Naturraum gilt das sicher nicht. Dazu trägt auch die strukturreiche, grau-braune, Plattenborke der Altbäume bei, die zur Belaubung einen schönen Kontrast bildet. Attraktiv sind auch die mit dem Laub-Austrieb erscheinenden, hängenden Blütentrauben wie auch die später massenhaft erscheinenden geflügelten Früchte.
Gerade in tieferen Lagen beziehungsweise in Großstädten leiden Berg-Ahorne zunehmend unter Hitze- und Trockenstress, was dort durch einen beengten Wurzelraum wohl noch deutlich verstärkt wird. Eng mit Trockenstress verbunden sind Pilzkrankheiten wie Rußrinde oder die Verticillum-Welke, von der Berg-Ahorne stark betroffen sind [4, 6]. Diese treten in den höheren Lagen des Osterzgebirges bisher noch wenig auf. Aber auch hier könnte die in den letzten Jahren oft unansehnlich bräunliche, auch mal ausfallende Herbstfärbung mit Trockenstress in den längeren Dürreperioden zu tun haben. Außerdem reagieren Berg-Ahorne empfindlich auf Streusalz [8].
Für verschiedene Tierarten sind Laub und Früchte bzw. Samen eine wichtige Nahrungsgrundlage, ebenso die Blüten, die eiweißreiche Pollen und reichlich Nektar z.B. für Honig- und Wildbienen liefern [7]. Berg-Ahorne können, zumal in höheren Berglagen, auch von vielen Flechten- und Moosarten sehr üppig bewachsen sein. Ursache hierfür ist offenbar eine sehr gut wasserspeichernde und nährstoffreiche, nicht sehr saure Borke. Ein einzelner alter Berg-Ahorn kann so mehr Flechtenarten beherbergen als ein ganzer Fichtenforst [1, 2]]! Das übrige Habitatpotenzial dürfte sich aber erst bei sehr alten Bäumen voll entwickeln. Da Berg-Ahorne zu den gut abschottenden und überwallenden Baumarten zählen [3], treten z.B. Höhlen erst in höherem Alter und zumindest im Wald anscheinend gar nicht so häufig auf.
Quellen:
[1] Hauck, M. 1995. Naturnahe Laubwaldreste im Oberharz als Reliktstandorte für gefährdete, epiphytische Flechten. – Informationsd. Naturschutz Niedersachs. 15(4): 70-83.
[2] Hertel, E. 2009. Epiphyten am Bergahorn. – LWF Wissen 62: 45-49.
[3] http://www.stadtbaum.at/cpag/003.htm – letzter Zugriff: 17.10.2023
[4] https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/schadensmanagement/pilze-und-nematoden/pilz-erkrankungen-an-ahorn – letzter Zugriff: 17.10.2023
[5] Mitchell, A. & Wilkinson, J. 1997. Pareys Buch der Bäume. 3. Aufl. – Berlin, Wien: 271 S.
[6] Ogris, N., Brglez, A. & Piškur, B. 2021. Drought Stress can induce the pathogenicity of Cryptostroma corticale , the causal agent of Sooty Bark Disease of Sycamore Maple. – Forests 12: 377. https://doi.org/10.3390/f12030377
[7] Schmidt, O. 2009. Der Bergahorn als Lebensraum für Tiere. – LWF Wissen 62: 36-40.
[8] Schmidt, O. & Roloff, A. 2009. Acer pseudoplatanus Linné, 1753. – Enzyklopädie der Holzgewächse III-2, 51. Erg.Lfg. 2/09: 1-26.