Baumarten
Berg-Ulme
(Ulmus glabra)
Ulmen, besonders Feld- und Berg-Ulmen, sind sehr vielgestaltig und nicht immer leicht zu unterscheiden. Schon an ein und demselben Baum kann man viele verschiedene Blattformen finden, die sich z.B. zwischen Kurz- und Langtrieben, Stockausschlägen und Wasser-Reißern deutlich unterscheiden. Die Berg-Ulme ist aber insgesamt recht sicher an den grob gezähnten, rau behaarten Blättern (ähnlich Sandpapier oder Dreitage-Bart) zu erkennen, die meist auch am Ende drei Spitzen aufweisen. Zudem sind die Blättern im Vergleich zu anderen Ulmen weniger asymetrisch, wobei am Blattgrund an einer Blatthälfte ein Öhrchen gebildet wird, dass den sehr kurzen Blattstiel überdeckt [2].
Alte Berg-Ulmen können bis zu 40 m hoch werden und zeichnen sich – freistehend – durch eine sehr breite, pilzförmige Krone aus. Solche Bäume sind im Osterzgebirge kaum noch zu finden. Zwar waren die geeigneten Standorte – besonders frische, nährstoffreiche Böden in luftfeuchten Lagen – nie sehr großflächig vorhanden. Aber im 19. Jahrhundert wurden Berg-Ulmen auch häufig angepflanzt [3]. Das hat sich durch das Ulmen-Sterben dramatisch geändert, wodurch die meisten Altbäume abgestorben sind. Da Berg-Ulmen schon sehr früh fortpflanzungsfähig („mannbar“) werden und reichlich Samen bilden, ist der Fortbestand der Art zwar gesichert. Allerdings werden die Bäume ab einer bestimmten Dicke fast immer von Ulmen-Splintkäfern (Scolytus scolytus, S. multistriatus) befallen, die jene Pilze übertragen, die das Ulmensterben verursachen. So wird ein höheres Alter – bei der Berg-Ulme bis zu 500 Jahren [1] – kaum noch erreicht.
Schon aufgrund ihrer Seltenheit wird die Berg-Ulme heute kaum noch genutzt; in der Vergangenheit war ihr Holz sehr begehrt und wurde für stark beanspruchte Geräte verwendet, die nährstoffreichen Blätter wurden als Viehfutter genutzt. Die unreifen, grünen Früchte (Flügel-Nüsse) sind als "Zappelsalat“ essbar [1] – in früheren Zeiten sicher eine wertvolle Nahrungsergänzung im Frühjahr, als es an frischem Gemüse mangelte und die Vorräte zu Neige gingen.
Quellen:
[1] Mackenthun, G. 2001. Ulmus glabra Huds. emend. Moss, 1762. – Enzyklopädie der Holzgewächse III-2, 24. Erg.Lfg. 6/011: 1-14.
[2] Mackenthun, G. 2021. Eine neue Methode zur Bestimmung der mitteleuropäischen Ulmen. – Norderstedt: 36 S.
[3] Willkomm, H.M. 1866. Vegetationsverhältnisse der Umgebung von Tharandt und Aufzählung der im botanischen Garten zu Tharandt cultivirten Holzgewächse. – Tharandter Jahrbuch 17: 52-203.