Baumarten
Europäische Hainbuche
(Carpinus betulus)
Die Hainbuche bildet ähnlich wie die Buche keine dicke Borke, sondern eine graue Rinde, die im Alter netzartig aufreißt und so charakteristisches Muster bildet. Sie erträgt wie die Rot-Buche sehr viel Schatten und kann daher auch im Unterholz unter anderen Bäumen überdauern. Damit enden aber schon beinahe die Gemeinsamkeiten mit der Rot-Buche, mit der sie noch nicht einmal näher verwandt ist. Vielmehr gehört sie zu den Birken-Gewächsen, ist somit näher mit Birken und Erlen verwandt.
Hainbuchen sind weiter als Rot-Buchen nach Osteuropa verbreitet, und entlang der Schwarzmeerküste reicht ihr Areal bis in den Kaukausus und südlich des Kaspischen Meeres [1]. In Sachsen bevorzugt die Hainbuche sommerwarme Lagen des Hügellandes. Im Erzgebirge mag sie entlang der Flusstäler noch bis über 530 m ü. NN. vorkommen, sehr selten sogar bis 800 m ü. NN. [5, 7]. Dabei ist über die letzten Jahrzehnte eine deutliche Zunahme von Vorkommen über 350 m ü. NN. beobachten, was auf eine Zunahme der Jahresmitteltemperaturen - und damit Auswirkungen des Klimawandels - zurückgeführt werden kann [5].
Die Hainbuche kommt auf nicht zu armen, nicht zu trockenen Böden regelmäßig in Laubmischwäldern vor, meistens vergesellschaftet mit Buchen, Edellaubbäumen oder Eichen. Die Hainbuche nimmt dabei eine besondere ökologische Nische ein: Einerseits erreicht sie kein hohes Alter (bis 150, Extremfall 300 Jahre, [1]). Ein schnellwüchsiger Pionier ist sie jedoch auch nicht, sondern vielmehr recht trägwüchsig. Dabei können Hainbuchen durchaus bis zu 28 m, außerhalb Mitteleuropas auch über 30 m erreichen [1].
Der Buche ist die Hainbuche in direkter Konkurrenz an mittleren Standorten unterlegen. Größere Bestands-Anteile finden sich insbesondere auf sehr schweren Böden, die sie mit ihren Wurzeln besser erschließen kann [1]. Die Hainbuche toleriert auch weitaus besser Staunässe und Wechselfeuchte [1]. Begünstigt wurden sie außerdem durch frühere Formen der Wald-Nutzung. In sogenannten Niederwäldern wurde sie durch kurze Umtriebszeiten (wiederholter Einschlag nach weniger als 20 Jahren) gegenüber der Buche begünstigt, da sie reichlich Stockausschläge bildet [3].
Der veraltete Name "Hagebuche“ deutet auf die lange Tradition der Hecken-Nutzung hin, wozu sie sich wegen ihrer Regenerationsfähigkeit gut eignet. Der botanische Gattungsname "Carpinus“ (von lateinisch: carpere = brechen/abreißen) weist dagegen auf die in manchen Regionen früher praktizierte Laubheu-Nutzung hin, bei der die Äste von Kopfhainbuchen alle paar Jahre abgeschnitten wurden, das Laub abgestreift und als Viehfutter verwendet [2]. Diese Nutzung ist heute fast vergessen. Heute wird am ehesten noch das harte, helle Holz für verschiedene Spezial-Anwendungen herangezogen (z.B. Parkett, Spielzeug, Gussformen, Zellstoff). Früher wurde Hainbuche auch gern für die Herstellung von Holzkohle genutzt [1].
Aus ökologischer Sicht ist die Hainbuche eine wesentlich interessantere Baumart: Ihre Laubstreu wirkt bodenverbessernd und ihr Holz wird von zahlreichen Pilzarten besiedelt [1], sowie einer ganzen Reihe von Holzkäfern [4]. Die glatte Rinde, zumal an luftfeuchten Standorten, kann von besonderen Krustenflechten-Gesellschaften besiedelt werden (ähnlich wie bei Buchen) [6]. Die geflügelten Samen werden von verschiedenen Tieren aufgenommen, darunter Mäusen und mindestens 10 Vogelarten [8]. Hinsichtlich des Klimawandels gehört die Hainbuche nicht so sehr zu den Zukunfts-Baumarten. Die Trockenschäden sind meist weniger stark als bei Rot-Buchen, sie wirft jedoch ihr Laub nach langen Trockenphasen vorzeitig ab – was in solchen Jahren zu noch geringeren Wachstumsraten führen dürfte.
Quellen:
[1] Boratyński, A. 1996. Carpinus betulus Linné, 1753. – Enzyklopädie der Holzgewächse III-2, 5. Erg.Lfg. 8/96: 1-12.
[2] Dittrich, S. 2021. Was Bäume mit einer Revolution zu tun haben. – Söltjer 46: 67-70.
[3] Dittrich, S. 2022. "daß alles in elenden rauhen Busch verwandelt wird“. Von der Niederwald-Nutzung im Deister und Süntel. – Söltjer 47: 50-57.
[4] Gossner, M.M., Wende, B., Levick, S., Schall, P., Floren, A., Linsenmair, K.E., Steffan-Dewenter, I., Schulze, E.-D., Weisser, W.W. 2016. Deadwood enrichment in European forests – Which tree species should be used to promote saproxylic beetle diversity? – Biological Conservation 201: 92-102.
[5] Lohse, H. 2017. Untersuchungen zur Verbreitung ausgewählter Pflanzenarten im Erzgebirge und Hügelland unter besonderer Berücksichtigung veränderter Klimaverhältnisse. - Diss. TU Dresden: 268 S. + Anh.
[6] Müller, F. & Otte, V. 2007. Verzeichnis und Rote Liste der Moos- und Flechtengesellschaften Sachsens. – Dresden: 132 S.
[7] Schmidt, P.A. & Klausnitzer, U. 2001. Die Baum- und Straucharten Sachsens – Charakterisierung und Verbreitung als Grundlagen der Generhaltung. – Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für Forsten 24: 1-106.
[8] Turček, F.J. 1961. Ökologische Beziehungen der Vögel und Gehölze. – Bratislava: 331 S.