Baumarten
Flatter-Ulme
(Ulmus laevis)
Die Flatter-Ulme ist von den einheimischen Ulmen-Arten noch am leichtesten zu erkennen: So sind die Blätter bei dieser Art besonders asymetrisch, und ihre Unterseite ist deutlich flaumig behaart. Die Zähne der Blätter sind deutlich zur Blattspitze hin gebogen. Außerdem sind die Blüten und Früchte deutlich gestielt [3]. Sehr auffällig sind auch die Brettwurzeln am Stammfuß, die an tropische Urwaldriesen erinnern. Außerdem treten häufig Wasser-Reißer auf (Büschel von dem Stamm entspringenden Trieben) [3].
Flatter-Ulmen können sich zu sehr starken, grob verzweigten und bis zu 35 m hohen Bäumen entwickeln und werden bis zu 500 Jahre alt. Sie tolerieren längere Überflutungen und können mit ihrem starken Wurzelwerk auch sehr schwere, z.B. tonige Böden erschließen [4]. Bevorzugte Wuchsorte sind die Auen der größeren Flüsse, wo sie auch in Sachsen noch relativ häufig anzutreffen sind [1], so auch im Osterzgebirge. Interessant ist dabei, dass die Flatter-Ulme beispielsweise für die Umgebung von Tharandt noch 1866 nur als "hin und wieder angepflanzt“ beschrieben wurde ([7]; dort: "Ulmus effusa“). Eine Ursache kann die frühere Wiesen- und Weiden-Nutzung vieler Flusstäler sein, wodurch nach Zerstörung der Auenwälder vielerorts kaum größere Bäume mehr aufwachsen konnten.
Anders als Feld- und Berg-Ulme ist die Flatter-Ulme relativ wenig vom Ulmensterben betroffen. Ursache ist offenbar eine gewisse Resistenz. Sie ist u.a. weniger attraktiv für die Ulmen-Splintkäfer, die die hierfür verantwortlichen Pilze übertragen [6]. Eine volle Immunität liegt aber offenbar nicht vor, denn bei starkem Befallsdruck in Auenwäldern können auch Flatter-Ulmen betroffen sein [2].
Die Flatter-Ulme ist eine unverzichtbare Mischbaumart des Hartholz-Auenwaldes und verdient es, auch in größeren Parkanlagen gepflanzt zu werden. Hier können die Bäume mit dem zarten rötlichen Blütenflor im Frühjahr und dann auch der gelben Herbstfärbung ein schöner Blickfang sein. Auch ökologisch haben sie eine hohe Bedeutung, etwa als Habitat für zahlreiche Insektenarten, darunter auch vieler Spezialisten [5].
Quellen:
[1] Mackenthun, G. 1999. Die Gattung Ulmus in Sachsen. Diss. TU Dresden: 335 S.
[2] Mackenthun, G. 2009. Zwölf Jahre danach: Eine Langzeituntersuchung an Ulmen in Sachsen. – Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 94: 73-82.
[3] Mackenthun, G. 2021. Eine neue Methode zur Bestimmung der mitteleuropäischen Ulmen. – Norderstedt: 36 S.
[4] Müller-Kroehling, S. 2003. Ulmus laevis Pall., 1784. – Enzyklopädie der Holzgewächse III-2, 34. Erg.Lfg. 12/03: 1-14.
[5] Müller-Kroehling, S. 2019. Biodiversität an Ulmen, unter besonderer Berücksichtigung der Flatterulme. – LWF Wissen 83: 49-64.
[6] Müller-Kroehling, S. 2019. Krankheiten, Schädlinge und Schäden an der Flatterulme. – LWF Wissen 83: 65-75.
[7] Willkomm, H.M. 1866. Vegetationsverhältnisse der Umgebung von Tharandt und Aufzählung der im botanischen Garten zu Tharandt cultivirten Holzgewächse. – Tharandter Jahrbuch 17: 52-203.