Baumarten

Ginkgo

(Ginkgo biloba)

Der Ginkgo-Baum, auch mal als Baum-“Dinosaurier“ oder "lebendes Fossil“ bezeichnet, ist der letzte Vertreter einer einst sehr artenreichen Gruppe, die weder mit unseren Laubbäumen noch den modernen Nadelbäumen näher verwandt ist. Noch vor den Eiszeiten kam auch in Sachsen mindestens eine Ginkgo-Art (Ginkgo adiantoides) vor, die z.B. durch Versteinerungen aus der Lausitz belegt ist [2].

Der heute bekannte Ginkgo-Baum stammt aus China, wo er schon seit langer Zeit kultiviert wird, so dass sein natürliches Areal nicht mehr genau eingegrenzt werden kann. Er wurde auch schon lange in Korea und Japan angepflanzt, besonders bei Tempel-Anlagen. Von Japan aus wurde er um 1730 nach Europa eingeführt [6]. Nach Sachsen gelangte er wohl deutlich später; hier mag der älteste lebende Vertreter in Jahnishausen (Nordsachsen) über 200 Jahre alt sein [4]. Angesichts einer potenziellen Lebenserwartung von mehreren Jahrtausenden [6] haben wir es also weithin mit eher „jugendlichen“ Bäumen zu tun, die aber z.T. schon stärkere Dimensionen aufweisen.

Die Lebensweise des Ginkgos ist anscheinend den Eichen ähnlich, da die Sämlinge in der Jugend relativ konkurrenzschwach sind, als Altbäume hingegen äußerst robust und langlebig, dabei aber lichtbedürftig [9]. Ginkgo-Bäume sind zweihäusig, d.h. es gibt männliche Bäume mit Pollen-bildenden Kätzchen, während sich die reif etwa kirschgroßen Früchte an den weiblichen Bäumen bilden. Diese sind im Siedlungsbereich eher unerwünscht, da die reife Samenhülle unangenehm nach Buttersäure riecht. In Asien wird Ginkgo jedoch vor allem wegen der essbaren Samen angebaut [9]. Und sie können auch bei uns keimfähig sein: Während die Anzucht von z.B. in Dresden gesammelten und stratifizierten Samen im Blumentopf nicht schwierig ist, sind aber sowohl im Osterzgebirge wie im Elbtal noch keine Keimlinge im Freiland bekannt geworden.

Mit seinen unverkennbaren fächerförmigen Blättern, die sich im Herbst goldgelb verfärben, ist der Ginkgo-Baum ein besonders attraktiver Parkbaum, der bis zu 30 m Höhe erreichen kann [6]. Dabei sind vor allem die Altbäume beeindruckend, während Jungbäume sehr schlank und spärlich beastet sind. Der Ginkgo-Baum ist voll winterhart, gilt jedoch als wärmeliebend und relativ resilient gegenüber Hitze und längeren Trocken-Perioden, was ihn auch zu einem robusten Stadtbaum macht [8]. Außerdem war er schon in der traditionellen chinesischen Medizin eine wichtige Heilpflanze; ein Extrakt aus den Blättern verbessert z.B. die Gehirn-Durchblutung [9].

Schon weil der Ginkgo-Baum mit keiner einheimischen Baumart näher verwandt ist, wird er wohl nur von wenigen einheimischen Arten genutzt. Auf der Borke wachsen manche Flechten und Moose. Offenbar geht der Ginkgo-Baum auch bei uns symbiotische Beziehungen (Mykorrhiza) mit Pilzen ein [3]. Schädigende Pilze (z.B. Hallimasch) dürften nur bei sehr geschwächten und vorgeschädigten Bäumen eine Rolle spielen. Für viele Insekten sind die Blätter offenbar ungenießbar bis giftig und ihre Extrakte daher als Pflanzenschutzmittel geeignet [7]. Die Samen bzw. Früchte werden von verschiedenen Säugetieren wie Eichhörnchen und sogar dem Steinmarder verzehrt und verbreitet [6]. In vergangenen Erdzeitaltern wurden die Samen wohl auch (seltener?) von Vögeln verbreitet [5], vielleicht vergleichbar mit der "Hähersaat“ bei heutigen Eichen.

Bei den meisten, eben noch relativ jungen, Bäumen ist auch das Habitatpotenzial eher gering, wenn sich auch an einzelnen Bäumen Spechthöhlen finden können [1]. So mag der langlebige Ginkgo-Baum, wie unsere Eichen, dafür einfach etwas mehr Zeit brauchen. Immerhin besteht aber die Möglichkeit, dass die Altbäume der widerstandsfähigen Art auch unter zunehmend ungünstigen Umweltbedingungen länger erhalten bleiben.

Quellen:

[1] Dittrich, S., Galiläer, J., Engelmann. G., Stetzka. K.M. & von Oheimb, G. 2023. Mikrohabitat-Ausstattung und Epiphyten an verschiedenen Stadtbaumarten in Dresden. Tharandter Forstwissenschaftliche Beiträge. – Beiheft 24: 135-147.

[2] Eberlein, M. 2014. Bestimmungs- und Verbreitungsatlas der Tertiärflora Sachsens – Angiospermenblätter und Ginkgo. – Diss. TU Dresden: 190 S. + Anh. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-171947

[3] https://www.dendroculus-baumbetrachtung.com/baumportr%C3%A4ts/ginkgo-biloba-l/ - letzter Zugriff: 12.11.2023

[4] https://nationalerbe-baeume.de/project/ginkgo-jahnishausen/ - letzter Zugriff: 12.11.2023

[5] Hu, H., Wang, Y., McDonald, P.G., Wroe, S., O'Connor, J.K. […] Benson, R,B.J. (2022) Earliest evidence for fruit consumption and potential seed dispersal by birds. – eLife 11:e74751

[6] Lin, H.-Y., Li, W.-H., Lin, C.-F., Wu, H.-R. & Zhao, Y.-P. 2022. International biological flora: Ginkgo biloba. – Journal of Ecology, 110, 951–982.

[7] Pan, L., Ren, L., Chen. F., Feng, Y., Luo, Y. 2016. Antifeedant Activity of Ginkgo biloba Secondary Metabolites against Hyphantria cunea Larvae: Mechanisms and Applications. PLoS One 11(5):e0155682. doi: 10.1371/journal.pone.0155682.

[8] Roloff, A. Hg. 2021. Trockenstress bei Bäumen. – Wiebelsheim: 288 S.

[9] Del Tredici, P. 1996. Ginkgo biloba Linné. – Enzyklopädie der Holzgewächse III-1, 6. Erg.Lfg. 11/96: 1-10.

Ergebnisse

Nr. Name Art Gemeinde Gemeindeteil Baumpate

M Mikrohabitat

Bild: Jon Houseman/wikimedia
Bild: Sebastian Dittrich