Baumarten

Sand-Birke

(Betula pendula)

Wer auf "alte Bäume“ angesprochen wird, mag wohl nicht zuerst an Birken denken. Das kann damit zu tun haben, dass kaum jemand "alte“ Birken kennt, oder diese kaum als mächtige, große Bäume wie etwa Eichen vor Augen hat. Und das trifft an sich zu: Für Birken wird ein Höchstalter von 120 Jahren angegeben, der maximale Stammdurchmesser überschreitet kaum 60 cm (entsprechend einem Umfang von rund 189 cm). Dabei erreichen sie aber immerhin bis zu 30 m Höhe [2].

Dennoch kann man solche (artspezifisch) alte Birken im Naturraum Osterzgebirge finden – allerdings eher nicht in geschlossenen Waldgebieten. Die Sand-Birke (wie auch die verwandte Moor-Birke) sind konkurrenzschwache Pionier-Baumarten, die in kürzester Zeit in Waldlichtungen auf offenen Böden keimen (sowohl aus Anflug, teils sogar aus einer Samenbank im Boden [4]. So leiten sie die Wiederbewaldung ein. Nach einiger Zeit werden sie dann von anspruchsvolleren Waldbaumarten unterwandert, die sie dann allmählich überwachsen und verdrängen (bzw. überschatten und absterben lassen). 

Dauerhaft finden sich größere Birken zum Beispiel an Steinrücken auf ärmeren Standorten – oder auch angepflanzt (bzw. stehen gelassen) an Wegrändern. Und hier zeigt sich auch der wirkliche Reiz dieser weiß berindeten, feingliederig verzweigten Bäume mit kleinen, dreieckigen Blättern, die sich im Herbst goldgelb verfärben. Hübsch (aber für Pollen-Allergiker*innen eher abschreckend) sind auch die langen Hängekätzchen, die bereits an 10-jährigen Bäumchen erscheinen. Ihnen folgen die Samenstände, die in der Reifezeit ab August unzählige, winzig kleine, geflügelte Nüsschen entlassen. 

Da den Birken-Samen keine großen Reservestoffe zur Verfügung stehen, benötigen sie offene Rohböden an lichten Stellen um zu keimen [2]. Deutlich wird hier also auch eine andere Fortpflanzungs-Strategie als zum Beispiel bei Eichen: Birken sind kurzlebig, entwickeln sich schnell und entwickeln besonders viele Samen (und potenzielle Nachkommen), während z.B. Eichen weitaus weniger Samen bilden, sich viel langsamer entwickeln und älter werden. Zugleich haben diese großen Samen bzw. die Keimlinge eine höhere Überlebenschance. Birken nehmen also eine besondere ökologische Nische ein – gewissermaßen als kurzlebige Baumdenkmale (oder laufend ersetzte). 

Auch für die Biodiversität sind solche Bäume während ihres kurzen Lebens wichtig: 300-400 Tierarten sollen auf Birke spezialisiert sein [2], darunter 170 Groß-Schmetterlinge [3]. Eine Vielzahl symbiotischer, parasitischer und Holz-zersetzender Pilze kommt unter anderem oder fast ausschließlich an Birken vor [1]. Immerhin 32 Vogelarten sind bekannt, die Birken-Samen aufnehmen [5]. Das relativ weiche Holz ermöglicht beispielsweise dem Kleinspecht die Anlage von Höhlen [3]. So sollen wir die "kurzlebigen“ Baumarten neben den stärker wüchsigen und langlebigeren nicht vergessen: "Letztendlich muss man den Schluss ziehen, dass nur die Vielfalt unserer einheimischen Baumarten auf den ihnen zusagenden Standorten auch die Vielfalt der einheimischen Tierwelt garantiert“ [3].

Nicht vergessen sei auch der Nutzwert der Birke: So ist das helle Birkenholz durchaus beliebt bei der Möbelherstellung. Als Kaminholz hat es keinen hohen Brennwert, verbrennt aber ohne Funkenflug. Dazu kam (früher) noch die Nutzung der geschälten Rinde als Papier-Ersatz, und bis in heutige Zeit die Gewinnung von Birkensaft. Und Birkenblätter sind ein anerkanntes Heilmittel [2].

Quellen:

[1] Helfer, W. 2000. Pilze an Birke. – LWF Wissen 28: 9-43.

[2] Roloff, A. & Pietzarka, U. 2000. Betula pendula Roth, 1788. – Enzyklopädie der Holzgewächse III-2, 21. Erg.Lfg. 10/00: 1-16

[3] Schmidt, O. 2000. Ökologische Bedeutung der Birke für die heimische Tierwelt. – LWF Wissen 28: 27-33.

[4] Tiebel, K. 2023. Natürliche Verjüngung auf Störungsflächen Teil 3: Nutzung des Bodensamenbankpotentials. – AFZ-Der Wald 5: 37-41.

[5] Turček, F.J. 1961. Ökologische Beziehungen der Vögel und Gehölze. – Bratislava: 331 S.

Ergebnisse

Nr. Name Art Gemeinde Gemeindeteil Baumpate

M Mikrohabitat

Bild: Sebastian Dittrich
Bild: Sebastian Dittrich