Baumarten
Trauben-Eiche
(Quercus petraea)
Trauben-Eiche und Stiel-Eiche sind nahe miteinander verwandt und insbesondere im Winter-Zustand oder nur anhand der Blätter nicht immer klar zu unterscheiden. Erschwert wird das noch dadurch, dass beide sich kreuzen. Als sicheres Merkmal der Trauben-Eiche können insbesondere die Früchte gelten, die bei dieser Art kurz gestielt, eben in Trauben oder Knäulen stehen. Auch sind die Blätter feiner gelappt als bei der Stieleiche und in der Grundform (manchmal nur mit etwas Fantasie) eher rauten-förmig.
Freistehende Trauben-Eichen sind deutlich regelmäßiger, weniger knorrig verzweigt als Stiel-Eichen. Auch wächst die Trauben-Eiche etwas zügiger, erreicht etwa 40 m Höhe und ein Alter von über 800 Jahren [1]. Ökologisch sind die beiden häufigsten einheimischen Eichen stärker verschieden; die Trauben-Eiche hat dabei höhere Wärme- und Nährstoffansprüche. Als natürliche Höhengrenze ihrer Verbreitung im Erzgebirge wurde bisher 500 m ü. NN. genannt [1]. Die größeren Bestände in Wäldern liegen sicherlich unterhalb dieser Grenze, so etwa an den Weißeritzhängen bei Tharandt. Aber auch hier mag die Trauben-Eiche (aktuell) nur an den trockenen Südhängen gegenüber der Buche oder Edellaubbäumen konkurrenzfähig sein.
Wüchsigere Bestände auf frischeren Böden gehen meist auf forstliche Förderung zurück. Die Trauben-Eiche ist eine wirtschaftlich sehr wichtige Baumart, auch bedeutender als die Stiel-Eiche. Bei gepflanzten Eichen außerhalb des Waldes handelt es sich hingegen in den allermeisten Fällen um Stiel-Eichen. Das mag sich langfristig ändern, da Trauben-Eichen wesentlich mehr Trockenheit ertragen und so z.B. zukünftig besser als Stadtbäume geeignet sind [5]. Ursache für diese Trockenheits-Toleranz ist ein sehr tiefreichendes Wurzel-System sowie eine hohe Embolie-Resistenz des Xylems, also einer Resistenz gegen die Bildung luftgefüllter Räume im Wasserleitungsgewebe bei Trockenheit. Daher gilt die Trauben-Eiche auch als eine Baumart, die "unbedingt hoher Beachtung bei der Klimawandelanpassung der Waldwirtschaft bedarf" [3].
Jene Art-Gemeinschaften und Spezialisten (z.B. Insekten) die an Stiel-Eiche zu finden sind, können wohl größtenteils auch an Trauben-Eichen gefunden werden [2]. Besonders wertvoll sind forstlich nicht mehr genutzte Bestände mit starken, alten Bäumen und Totholz (so im NSG Weißeritztalhänge bei Tharandt; [4]). Kaum weniger wichtig sind alte Einzelbäume außerhalb des Waldes in Ortschaften und Parkanlagen, soweit man ihr potenziell langes Leben nicht vorzeitig beendet.
Quellen:
[1] Aas, G. 2000. Quercus petraea (Mattuschka) Lieblein, 1784. – Enzyklopädie der Holzgewächse III-2, 20. Erg.Lfg. 6/00: 1-16.
[2] Bußler, H. 2014. Käfer und Großschmetterlinge an der Traubeneiche. – LWF Wissen 95: 89-93.
[3] Hauck, M. 2023. Zeitenwende im Wald: Klimawandelanpassung durch Ersatzbaumarten - eine langfristige Lösung? - Natur und Landschaft 98: 516-523.
[4] Lorenz, J. 2006. Bedeutung, Gefährdung und Schutz von Alt- und Totholzlebensräumen dargestellt am Beispiel der Holz- und Pilzkäferfauna ausgewählter Schutzgebiete Sachsens – NSI-Projektberichte 1/2006: 32 S.
[5] Roloff, A. Hg. 2021. Trockenstress bei Bäumen. – Wiebelsheim: 288 S.