Baumarten
Wald-Kiefer
(Pinus sylvestris)
Die Wald-Kiefer oder „Gemeine“ Kiefer hat ein riesiges natürliches Verbreitungsgebiet: Es reicht von britischen Inseln im Westen bis weit nach Nord- und Osteuropa und in die sibirische Taiga. Dabei besiedelt sie als anspruchslose, aber lichtbedürftige Baumart sehr viele verschiedene Standorte, von trockenen Felsriffen bis hin zu anmoorigen Standorten, ausgesprochen kalkreichen bis zu stark sauren Böden [4]. Besonders mächtige Bäume finden sich aber an günstigeren Standorten, wo jedoch vor allem Laubbäume ohne menschliche Eingriffe wesentlich konkurrenzstärker sind.
Wald-Kiefern erreichen bis zu 45 m Höhe und können 600 Jahre alt werden [4]. Während sie in großflächigen Forstbeständen ausgesprochen dünn und gleichförmig wachsen, entwickeln sich freistehende Kiefern zu sehr breitkronigen, starkästigen und knorrig verzweigten Charakter-Bäumen. Die blaugrünen Nadeln bilden dabei einen schönen Kontrast zu der orange-roten Spiegel-Rinde, die an jungen Bäumen flächig ausgebildet ist, bei alten Bäumen zumindest noch im höheren Stammbereich. Im unteren Stammbereich wird die Borke im Alter tief-rissig und eher grau-braun.
Die Höhengrenze der Verbreitung liegt im Erzgebirge erst bei 850 m [4], größere Kiefernbestände finden sich aber überwiegend in den tieferen Lagen, z.B. im Tharandter Wald. Abseits von solchen Forstbeständen sind natürliche (authochtone) Vorkommen an den Felshängen einiger Durchbruchstäler, z.B. entlang der Weißeritz, zu erwarten [3]. In höheren Lagen finden sich, wie rund um Schmiedeberg, auch besonders schmalkronige Formen: solche "Höhenkiefern“ [3] mögen sich als Anpassung an Nass-Schnee und Eisanhang gebildet haben und sind weitaus weniger von Bruch betroffen.
Kiefern reagierten sehr empfindlich auf Rauchgase (z.B. Schwefel-Dioxid) und waren in der Vergangenheit stark vom Waldsterben betroffen. Neuere Gefahren sind verschiedenste an Kiefer fressende Insekten, die in großflächigen Kiefernforsten einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Das mag sich im Zuge des Klimawandels noch verstärken, der die Bäume auch verstärktem Trockenstress aussetzt [6]. Zunehmend werden Kiefern auch durch Mistel-Befall belastet. Insgesamt mag die Kiefer im Klimawandel nicht so gut bestehen, wie in der Vergangenheit angenommen. Sie kann zwar angespannte Wasserversorgung tolerieren, wird aber umso stärker von lang anhaltender Hitze belastet [6]. Gerade an flachgründigen Standorten rund um Tharandt war bereits in den letzten Jahren ein dramatisches Absterben der Kiefern zu zu beobachten.
Kiefern sind wirtschaftlich wichtige Forstbäume und liefern vor allem ein begehrtes Bauholz, aber auch Grundstoffe für andere Holzprodukte [4]. Zu DDR-Zeiten wurden die Bäume auch angeritzt, um Harz zu gewinnen – wichtig für die chemische Industrie [4]. Die bei Gärtnern eher ungeliebten (Rasenmäher...), massenhaft gebildeten Zapfen eignen sich gut als Anzündhilfe und zum Basteln.
Bei aller Eintönigkeit der großflächigen Kiefernforste soll aber auch der ökologische Wert der Wald-Kiefer nicht vergessen werden: Immerhin nutzen über 30 Vogelarten die Samen [5], und es kommen einige spezialisierte Insekten vor allem in naturnahen Kiefernwäldern vor [2]. Auch einige besondere Großpilze sind als Holz-Zersetzer wie Symbiose-Partner (Mykorrhiza) eng mit Kiefern verbunden, gerade auf armen Böden [1]. Zu hochwertigen Habitatbäumen entwickeln sich Kiefern aber erst im sehr hohen Alter.
Quellen:
[1] Blaschke, M. & Helfer, W. 2007. Pilze an der Kiefer. – LWF Wissen 57: 62-66
[2] Bußler, H. & Müller-Kroehling, S. 2007. Käferarten als Zeiger autochthoner Kiefernstandorte in Bayern. – LWF Wissen 57: 52-56.
[3] Schmidt, P.A. & Klausnitzer, U. 2001. Die Baum- und Straucharten Sachsens – Charakterisierung und Verbreitung als Grundlagen der Generhaltung. – Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für Forsten 24: 1-106.
[4] Schütt, P. & Stimm, B. 2006. Pinus sylvestris L., 1753. – Enzyklopädie der Holzgewächse III-1, 45. Erg.Lfg. 9/06: 1-32.
[5] Turček, F.J. 1961. Ökologische Beziehungen der Vögel und Gehölze. – Bratislava: 331 S.
[6] Walentowski, H., Kölling, C. & Ewald, J. 2007. Die Waldkiefer – bereit für den Klimawandel? – LWF Wissen 57: 37-46.