Silber-Linde in Tharandt

Dieser markante Baum mit einer hoch-ovalen Krone steht in der Nordwestecke des Stadtparks Tharandt, unweit der kleinen Fußgängerbrücke über den Schloitzbach. Wahrscheinlich wurde er zur Gründung des Stadtparks nach 1913 gepflanzt [3]. Weitere größere Silber-Linden finden sich in Tharandt im Forstbotanischen Garten und auf dem Universitätsgelände nahe dem Stöckardt-Bau (Pienner Straße). Der Stamm dieses Baumes gabelt sich schon sehr weit unten, die Krone ist ungefähr im oberen Drittel mit einer Sicherung versehen.

An sehr sonnigen, heißen Tagen bietet sich hier ein besonderes Farbenspiel: Insbesondere im oberen Kronenbereich wenden dann die dunkelgrünen Blätter ihre silbrig-weiß behaarte Unterseite nach oben: Diese reflektiert einen Teil der Sonneneinstrahlung, wodurch die Erhitzung der Blätter deutlich abgemildert wird. Zusätzlich setzt die Behaarung der Blätter die Wasserverdunstung herab – bemerkenswerte Anpassungen einer südosteuropäischen Baumart an heiße, trockene Sommer [1,2]. Attraktiv (gerade auch für Bienen) sind auch die duftenden, gelblichen Blüten, die etwas später als bei den einheimischen Sommer- und Winter-Linden erscheinen. Die Herbstfärbung ist blassgelb, die bräunlichen Samenstände bleiben oft noch weit bis in den Winter am Baum hängen.

Der Baum wirkt sichtlich gealtert, aber die in den 1990er Jahren verzeichneten Stammschäden und Schnittwunden [3] sind teilweise gut verheilt. Von einer deutlichen Kronen-Auflichtung abgesehen, erschien die Vitalität 2022 daher nicht stärker vermindert. Auch der in den 1990er Jahren festgestellte Befall mit Holz-zersetzenden Pilzen (Psatyrella piluliformis) [3] wurde 2021/2022 nicht nachgewiesen. Insgesamt hat sich der Zustand der Silber-Linde seit 1999 sichtbar verbessert. Auch wenn Silber-Linden schneller als einheimische Linden-Arten wachsen [1] ist es aber doch sehr erstaunlich, dass sich der Umfang des Baumes im Vergleich zu 1997 (131 cm; Joos 1999) bis 2022 (334) mehr als verdoppelt haben soll. Viel wahrscheinlicher ist ein Mess- oder Tippfehler vor über 25 Jahren.

Quellen:

[1]   Bartha, D. 1995. Tilia tomentosa Moench – Enzyklopädie der Holzgewächse III-2, 1. Erg.Lfg. 3/95: 1-8.

[2]   Hirons, A.D. & Thomas, P.A. 2018. Applied tree biology. – Hoboken u.a.: 411 S.

[3]   Joos, A. 1999. Ausgewählte dendrochronologische Besonderheiten in und um Tharandt unter besonderer Berücksichtigung der phytopathogenen Pilze. Textbd. + Anh. – Diplomarb. TU Dresden: 208 S.