Mit 5,40 m Stammumfang gehört die alte Linde vorm Schloss Bärenstein sicher zu den dicksten Vertreterinnen ihrer Art im Ost-Erzgebirge. Auch bei den "Rekordbäumen" Sachsens, wo sie noch nicht verzeichnet ist, käme sie nach derzeitigem Stand unter die Top10. [1] Dabei muss sie bereits Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts ein mächtiges Exemplar gewesen sein[2].
Während auf einer historischen Darstellung von 1724 [3] vorm Schloss und am Verbindungsweg zur Stadt Bärenstein noch keinerlei Bäume abgebildet sind, lässt das Meilenblatt um 1800 in dem Bereich eine parkartige Bepflanzung vermuten. Es liegt nahe, dass damit bereits eine erste repräsentative Allee an der Schlossstraße verbunden war. Auf den Meßtischblättern von 1895 und 1912 ist diese Allee dann verzeichnet.[4] Auch auf einem undatierten Vorkriegs-Luftbild kann man die dicht bepflanzte Allee gut erkennen[5]. Von dieser Allee existiert heute noch ein Rest an Altbäumen und einigen späteren Nachpflanzungen. Wobei es durchaus denkbar erscheint, dass die Altbäume auch schon die zweite Allee-Generation bilden - bis auf die alte Sommer-Linde vorm Eingang zum Wirtschaftshof des Schlosses.
Bereits vor sehr langer Zeit muss auf der Südwestseite des Baumes ein Starkast oder Stammteil herausgebrochen sein und eine große Höhlung verursacht haben. Auf einem undatierten, aber wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammenden Schwarz-Weiß-Foto sind damalige Sanierungsbemühungen zu erkennen: die Stammhöhlung wurde ausgemauert und die Krone mit einem Stahlband zusammengehalten. Eingewachsene Reste dieses Gürtels sind heute noch vorhanden. Die Ziegelsteine wurden später vermutlich durch eine Art Lehmauskleidung ersetzt. Inzwischen hat die Linde etliche weitere Pflegemaßnahmen erlebt: fachgerechte Schnitte, die sie gut ausheilen konnte, aber auch solche mit offenbar geringeren Qualitätsansprüchen.
Neben der großen Stammhöhlung weist die alte Linde zahlreiche weitere Mikrohabitate auf, unter anderem in Form von Totholz-Ästen, Mulmtaschen und mehreren Nisthöhlen. Diese werden regelmäßig von Staren bezogen (2022: 2 Brutpaare). Außerdem konnte im Rahmen eines Sondergutachtens durch das Naturschutzinstitut Freiberg [6] brütende Stieglitze nachgewiesen werden, sowie als Nahrungsgäste Grünspecht, Ringeltaube, Girlitz, Elster, Amsel, Rotkehlchen und Kleiber. Zwergfledermäuse, die wahrscheinlich in den nahegelegenen historischen Gebäuden ihr Sommerquartier haben, nutzen den Baum ebenfalls, im Verbund mit der anschließenden Allee.
Das erkennbar größte Problem stellt für den Baum die Verdichtung der umliegenden Bodenbereiche dar. An drei Seiten führt innerhalb des Kronentraufbereichs eine Fahrspur vorbei, die jeweils fast oder gar kein Wasser zu den Wurzeln durchlassen. Diese sind daher faktisch "eingesperrt". In Zeiten zunehmender Dürrephasen bringt das selbst ansonsten duldsame Baumarten wie Linden an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Zumal, wenn sie bereits ein höheres Alter erreicht haben und mit Vorschädigungen klarkommen müssen.
Quellen:
[1] www.ddg-web.de/rekordbaeume.html (11.3.23)
[2] Helmut Richter (Ortschronist Bärenstein), 2010 pers. Mitt.
[3] "Prospect vom Flecken und den dabey gelegenen hochadelichen Holtzedorfischen Schlosses Baernstein del. von C.R. 1724", www.deutschefotothek.de/documents/obj/33000720
[4] www.deutschefotothek.de/documents/obj/71055961 www.deutschefotothek.de/documents/obj/70302466
[5] Junkers Luftbild: Luftbild, undatiert, www.deutschefotothek.de/documents/obj/33000722
Informationen
Ort
Altenberg, Stadt
Bärenstein
Schutz
BaumSatz
Patenbaum
nein
Basisdaten vom 17.11.2021
Umfang
5.40 m
Durchmesser
1.72 m
Höhe
24 m
Alter
200 Jahre
Zugang
frei