Als Hauptbaumart der meisten „potentiell-natürlichen“ Pflanzengesellschaften im mittleren und oberen Bergland gehört die Rot-Buche zu den wichtigsten Waldbäumen des Ost-Erzgebirges. Doch wirklich alte und vor allem: dicke Buchen findet man in den Wäldern nur selten. Zum einen war Buchenholz bis ins beginnende 20. Jahrhundert hinein das bevorzugte Material für Köhlerei, zum anderen reichten die „Umtriebszeiten“ der neuzeitlichen Forstwirtschaft von 100 bis maximal 150 Jahren nicht zur Erreichung von ökologisch wirklich wertvollen Baumdimensionen.
Und so sind es vor allem naturnahe Parkanlagen, wo Buchen (und andere Bäume) zu ihrer ganzen Pracht heranwachsen durften. Ein knappes Dutzend besonders prächtiger Altbuchen prägen den eindrucksvollen Baumbestand im Schlosspark Naundorf bei Schmiedeberg [1]. Deren Brusthöhendurchmesser (BHD, aus den in 1,30 m Höhe gemessenen Umfängen berechnet) liegt zwischen bei teilweise deutlich über einem Meter. Als mächtigstes Exemplar hat sich bei der Vermessung der Buchen im Schlosspark einer der Bäume am Rand des mehr oder weniger geschlossenen Park-Waldbestands erwiesen: mit 4,80 m Umfang (entspricht BHD 1,53 m) dürfte diese nur von wenigen Artgenossen in der Region übertroffen werden (abgesehen von einigen wenigen mehrstämmigen Exemplaren, wie den Buchen zwischen Seitenhain und Liebstadt - jens025). Auch die Höhe ist mit 34 m für eine relativ freistehende Buche recht beachtlich.
Über die Jugend der Naundorfer Schlossparkbuchen ist wenig bekannt. Offenbar teilte der Baumbestand in unmittelbarer Nähe des alten, einstmals recht reichen Adligen gehörenden Ritterguts nicht das Schicksal der meisten Wälder des Ost-Erzgebirges. Während fast überall die Holzvorräte bis zu fast völligen Erschöpfung übernutzt und ab 19. Jahrhundert die Flächen mit Fichtenmonokulturen wiederaufgeforstet wurden, wollten die begüterten Schlossbesitzer vermutlich doch gern auf eine intakte Kulisse blicken und dort lustwandeln. Im Jahr 1864 ging der Rittergutsbesitz an einen neuen Besitzer über, der sogleich mit der Umgestaltung des angrenzenden Baumbestandes zu einem Landschaftspark begann [3].
Gemeinsam mit dem unmittelbar daneben wachsenden, mächtigen Berg-Ahorn (jens010) bildet die größte Buche des Schlossparks ein ästhetisch prachtvolles Ensemble, direkt am Wiesenrand. Auch zahlreiche Vögel und Fledermäuse nutzen diesen bedeutenden Habitatkomplex, wie 2022 das Naturschutzinstitut Freiberg nachweisen konnte [2].
Die sich infolge des Klimawandels dramatisch häufenden Dürrephasen indes gehen nicht spurlos an den Bäumen vorüber, wie der Blick in die Buchenkronen zeigt. Für viele Zweige im oberen Kronenbereich wird offensichtlich die Wasserversorgung knapp. Um so wichtiger ist es, dass sich die Wurzeln ungehindert entfalten können. Darauf achtzugeben, ist auch bei der Parkpflege von größter Wichtigkeit. Zum Glück kümmert sich der heimatverein „Otto's Eck“ mit Leidenschaft und Kompetenz um die Erhaltung des wunderbaren Naundorfer Schlossparks!
Quellen:
[1] Grüne Liga Osterzgebirge (Hrsg.), 2007. Naturkundliche Wanderziele. Band 3 Naturführer Ost-Erzgebirge. Sandstein Verlag – Dresden: 748 S.
Informationen
Ort
Dippoldiswalde, Stadt
Naundorf
Schutz
-
Patenbaum
ja
Basisdaten vom 20.03.2022
Umfang
4.80 m
Durchmesser
1.53 m
Höhe
34 m
Alter
200 Jahre
Zugang
frei