Einzelbäume
Eberesche Zaunhäuser Weg / Schneise 31
ART: Eberesche (Sorbus aucuparia) Mehr Informationen
Der „Vuuchelbeerbaam“ ist die vielbesungene Charakterbaumart des Erzgebirges. Doch offensichtlich geht es den meisten alten Vogelbeerbäumen heute gar nicht gut. Bereits 2010, als im oberen Teil des Landkreises Sächsische Schweiz - Osterzgebirge Kandidatenbäume für neue Naturdenkmale erfasst wurden, gab es einen Aufruf „Grüne Liga sucht die Super-Ebsche“ [2] - ohne viel Erfolg. Alle vorgeschlagenen Exemplare dieser Art erwiesen sich als schwer geschädigt bis halb tot. Eine Eberesche findet sich bis heute nicht im Portfolio der offiziell unter Schutz stehenden Naturdenkmale.
Unmittelbar auf den Aufruf meldete sich ein Forstmann der Region mit der Vermutung, dass die offensichtlichen Schäden der Vogelbeerbäume wahrscheinlich in Zusammenhang mit den gerade Anfang der 2000er Jahre stark angestiegenen (und seither auf über pflanzenverträglichem hohen Niveau verharrenden) Ozonbelastungen stehen. Dieses Ozon wiederum ist eine Folge der Stickoxide aus dem ebenfalls damals stark zunehmenden Straßenverkehr [3]. André Kubatzsch, der mittlerweile verstorbene Forstmann, bezog sich dabei auf die Ergebnisse einer Dissertation aus dem Jahr 2001, die auf Untersuchungen im Ost-Erzgebirge beruhte [5].
Dabei hatten die Ebereschen im oberen Ost-Erzgebirge zuvor die Zeit des schwefeldioxidbedingten „Waldsterbens“ vergleichsweise wenig beschadet weggesteckt. Auch hier im Kahleberg, unweit der Stelle, wo der Zaunhäuser Weg die Schneise 31 kreuzt, stehen noch einige alte Vogelbeerbäume, die früher in Fichtenforsten herangewachsen waren. Dann standen sie plötzlich frei, bis um sie herum exotische Ersatzbaumarten heranwuchsen. Doch diese bewährten sich kaum, und nach dem Ende der hohen Schwefeldioxidbelastungen wurden an der Schneise 31 erneut junge Fichten gepflanzt.
Auf der Suche nach Ebereschen für die „Rekordbaum“-Initiative erfasste der Dendrologe Rudolf Schröder 2017 die dickste der hiesigen Ebereschen - 1,45 m Umfang und 9 Meter Höhe [1]. Doch was schon zu diesem Zeitpunkt als "Baum mit verminderter Qualität" beschrieben wurde, zeigte sich 2022 in fortgeschrittenem Verfall mit mehreren Kronenbrüchen (infolge starken Raueisanhangs) und mit abplatzender Rinde. Die Messung des Umfangs ergab nur noch 1,30 m (minus 15 cm), die der Höhe 8 m (minus 1 m).
Gleichzeitig sind die im Umfeld gepflanzten Fichten schon bis 2 Meter hoch. Es ist abzusehen, dass die alte Eberesche bald in den dritten Nadelholzbestand ihres Lebens einwachsen wird.
Was allerdings auffällt, ist die dichte Bemoosung dieser - und anderer - Ebereschen im Kahleberggebiet. Noch vor 20 Jahren gab es hier, wegen der hohen SO2-Belastungen damals, nahezu gar keine Epiphyten im Kahleberggebiet.
Der Name lässt es vermuten: Vogelbeeren gehören zur bevorzugten Nahrung vieler Vögel. Im Europäischen Vogelschutzgebiet „Kahleberg und Lugstein“ gilt dies ganz besonders für die hier noch lebenden Birkhühner. Auch für sie ist es wichtig, die alten Ebereschen zu erhalten - und neue zu pflanzen. Dies hat in unmittelbarer Nähe des Baumdenkmals bereits mehrfach die Madagaskar-AG des Altenberger Gymnasiums im Rahmen ihrer jährlichen Pflanzeinsätze getan. Im April 2018 sogar gemeinsam mit jungen madagassischen Freunden: 1000 neue Ebereschen [4].
Quellen:
[1] https://ddg-web.de/rekordbaeume.html?VCardId=8075 – letzter Zugriff: 09.03.2023.
[2] http://osterzgebirge.org/wp-content/uploads/2018/11/201010-gruenesblaettl.pdf, – Grünes Blätt'l 10/2010 – letzter Zugriff: 13.03.2023.
[3] Kubatzsch, A. 2011. Der Vogelbeerbaum. Grünes Blätt'l 1/2011: 5. http://osterzgebirge.org/wp-content/uploads/2018/11/201101-gruenesblaettl-gesamt.pdf.
[4] Weber, J. 2018. Besuch aus dem Regenwald. – Grünes Blätt'l 5/2018: 4-5. https://osterzgebirge.org/?smd_process_download=1&download_id=3274.
[5] Wobus, A. 2001. Streßreaktionen und Streßbewältigungsstrategien von Buche (Fagus sylvatica L.), Birke (Betula pendula Roth.) und Eberesche (Sorbus aucuparia L.) unter verschiedenen abiotischen und biotischen Belastungssituationen. Dissertation, – Universität Essen: 152 S. https://core.ac.uk/download/pdf/33799912.pdf.
Informationen
Ort
Altenberg, Stadt
Altenberg
Schutz
-
Patenbaum
ja
Basisdaten vom 06.04.2022
Umfang
1.30 m
Durchmesser
0.41 m
Höhe
8 m
Alter
70 Jahre
Zugang
frei