Über die Geschichte des weniger als zehn Meter großen, aber vor allem zur Blütezeit dennoch auffälligen Birnbaums zwischen zwei Steinrückenstreifen nordwestlich der Hegelshöhe ist leider wenig bekannt. Alte Karten waren dafür nicht ausreichend detailgenau, historische Fotos liegen nicht vor. Nach Aussage der Falkenhainer Grundstücksbesitzer "gab es den Baum schon immer". Mit immerhin 60 cm Stammdurchmesser könnte der Baum durchaus schon 100 Jahre oder mehr hinter sich haben. Holzbirnen wird eine Lebenserwartung von bis zu 250 Jahren zugeschrieben [4].
Wobei es sich bei dem 2014 unter Schutz gestellten Naturdenkmal [2] um keine "richtige" Wild-Birne handelt. Um als genetisch sauberes Artexemplar von Pyrus pyraster gelten zu können, bräuchte der Baum mehr Dornen an den (jungen) Zweigen und, vor allem: weniger birnenförmige Früchte. Mit bis zu 5 cm Länge zeugen diese von einem nicht unerheblichen Anteil Kultur-Birne (Pyrus communis) im Erbgut.
Ob es überhaupt "echte" Wild-Birnen im Ost-Erzgebirge gibt, ist unter den Gehölzbotanikern ohnehin umstritten: "Echtheit der Funde über 300 bis 400 m NN ist anzuzweifeln. Frei in der Landschaft stehende Bäume sind im hohen Prozentsatz Hybriden“ [1] Demgegenüber kam das Wildobstprojekt von Grüner Liga Osterzgebirge und Sachsenforst zu dem Ergebnis, dass 59 % der im Ost-Erzgebirge erfassten Bestände "genetisch echt“ seien [3].
Nichtsdestotrotz handelt es sich bei der Falkenhainer Holzbirne zweifellos um einen wertvollen Solitärbaum. Dass er überhaupt erhalten geblieben ist und nicht der ackerbaulichen Nutzung des Hufenstreifens zum Opfer fiel, ist dem großen Granitporphyrblock zu verdanken, der sich schützend vor ihm aufrichtet. Der Fels war offensichtlich selbst für die Meliorationsbrigaden der DDR-Landwirtschaft eine Nummer zu groß, als sie in den 1970er Jahren den nahegelegenen Quellbereich des Schilfbaches in effektiv bewirtschaftbare Nutzfläche umwandelten.
Rings um den Gesteinsblock und die Birne ist eine Brache-Insel entwickelt, die während der Mahd oder Ackernutzung Tieren Zuflucht und den Baumwurzeln Schutz vor Verdichtung bietet.
Quellen:
[1] Hardtke, H.-J., Klenke, F. & Müller, F. 2013. Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete. – Sandstein Verlag, Dresden: 718 S.
[2] https://osterzgebirge.org/neue-gehoelz-nd/holzbirne-bei-falkenhain/ – letzter Zugriff: 13.03.2023.
[3] Lochschmidt, F. & Proft, A. 2017. Charakterisierung der Modellbestände und Erntevorkommen im Projektgebiet. Vortrag auf der Abschlussveranstaltung Wildobstprojekt, Pillnitz, 11.5.2017. http://wildobstsachsen.de/fileadmin/user_upload/d/Vortrag_Lochschmidt_1.pdf
[4] Pokorný, J. 1983. Bäume in Mitteleuropa. – Prag: 191 S.
Informationen
Ort
Altenberg, Stadt
Falkenhain
Schutz
ND
Patenbaum
ja
Basisdaten vom 18.11.2021
Umfang
1.90 m
Durchmesser
0.60 m
Höhe
9 m
Alter
100 Jahre
Zugang
frei