Ergebnisse
Wissenschaftliche Untersuchungen
An ausgewählten Bäumen erfolgten vertiefende Untersuchungen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die biologische Vielfalt. Unser Projektpartner, Sebastian Dittrich und ein Bachelorstudent der TU Dresden, Professur für Biodiversität und Naturschutz Tharandt, erfassten bei repräsentativen Baumdenkmalen deren Ausstattung mit Mikrohabitaten. Anhand eines standardisierten Bestimmungsschlüssels (Kraus et al. 2016) wurden die Potentiale der untersuchten Bäume als Lebensräume für weitere Tier- und Pflanzenarten eingeschätzt. Dazu zählen viele markante Strukturen, die schon direkt Aktivitäten von Tieren verraten (Bohrlöcher, Nester, Spechthöhlen) oder die als Habitate besonders spezialisierter Arten bekannt sind wie die Fruchtkörper von Baumpilzen oder Mulmtaschen. Von einigen Bäumen wurden außerdem der Bewuchs mit Flechten und Moosen erfasst, sowie Vorkommen von Spechtschmieden am unteren Stamm notiert.
Für 20 ausgewählte Exemplare führte das Naturschutzinstitut Freiberg vertiefte Untersuchungen zu deren Nutzung durch Vögel (Sichtbeobachtungen, Gesang) und Fledermäuse (mittels Batcorder) durch. Insgesamt spiegelt das erfasste Gesamtartenspektrum die gesamte Fledermausfauna wider, wobei zwischen den einzelnen Bäumen große Unterschiede auftraten. Offenbar wird deren Auftreten mindestens so sehr von den umgebenden Lebensraumstrukturen bestimmt wie von den Baumdenkmalen selbst. Von den 41 Vogelarten, die an den 20 Bäumen nachgewiesen werden konnten, nutzten elf Arten die Hälfte dieser Bäume zur Brut.
An einer alten Ess-Kastanie im Forstbotanischen Garten Tharandt untersuchte der Entomologe Dr. Jörg Lorenz deren Käferfauna mittels Fensterfalle/Flugeklektor im Kronenbereich sowie einem kleineren Eklektor in einer Stammhöhle. Jörg Lorenz wertet den Bericht folgendermaßen: "Die Ess-Kastanie ist ein markanter, alter Höhlenbaum, der mit einer großen, mit Mulm gefüllten Stammhöhle sowie weiteren rindenlosen, hohlen Stamm- und Starkastpartien ausgestattet ist und deshalb laut §21 SächsNatSchG als „geschützter Biotop“ eingestuft werden kann.
Der Baum hat aus entomofaunistischer Sicht eine große Bedeutung und kann als essentiel-les Refugium mehrerer seltener, gefährdeter und gesetzlich geschützter xylobionter Käfer-arten eingestuft werden. Es besteht eine überaus hohe Schutzwürdigkeit."
Zusätzlich haben Mitarbeiter der Professur für Biodiversität und Naturschutz über 50 ausgewählte Bäume mit der Methode des Terrestrischen Laserscannings (TLS) dokumentiert. Dabei werden die Oberflächen der Bäume mit Laserstrahlen “abgetastet”, woraus sich ein genaues dreidimensionales, digitalisiertes Bild ergibt. Daraus lässt sich beispielsweise die Biomasse – und damit der gespeicherte Kohlenstoffvorrat – errechnen. Nach den in einigen Jahren beabsichtigten Wiederholungs-Scans erhoffen sich die Projektbeteiligten wertvolle Hinweise, wie sich die Bäume zwischenzeitlich entwickelt haben, ob Holz- und Blattmasse zu- oder abgenommen haben werden, wie sich der Anteil abgestorbener Äste entwickelt und vieles mehr.
Laserscan der Holländischen Linde in Hartha