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Projektbaustein 2

Erfassung von Baumdenkmalen

In einem ersten Schritt werden von den Projektmitarbeitern (bzw. von diesen beauftragten, baumbiologisch versierten Unterstützern) im BR Pol'ana sowie im Osterzgebirge bekannte alte, wertvolle Bäume aufgesucht und auf deren "Baumdenkmalwürdigkeit" geprüft. Ein entsprechender Kriterienkatalog aus dem Gebiet des Ost-Erzgebirges liegt bereits vor, seine Übernahme für das BR Pol'ana ist von den dortigen Experten zu testen.

Erweist sich der entsprechende Baum als aufnahmewürdig (er sollte z.B. noch mindestens zehn Jahre Entwicklungsperspektive erkennen lassen - also nicht schon absterbend oder zur Fällung vorgesehen sein), erfolgt die Erstaufnahme für die Baumdenkmal-Datenbank anhand einer im Ost-Erzgebirge entwickelten (und mit den slowakischen Kollegen zuvor weiterzuentwickelnden) Erfassungsmethodik.

Die von den Experten ermittelten Ersterfassungsdaten bilden die Arbeitsgrundlage für die künftige Betreuung durch die Baumdenkmalpaten. Sie sind die Bezugsbasis für die jährlichen Aktualisierungen der Baumdenkmal-Patenberichte.

2.1 Recherche vorhandener Daten zu den (potentiellen) Baumdenkmalen

Wichtiger Bestandteil der Ersterfassung ist die Recherche vorhandener Daten zu den (potentiellen) Baumdenkmalen. Nach den ersten Erfahrungen aus dem Projektgebiet Ost-Erzgebirge geht damit ein nicht zu unterschätzender Aufwand einher, zumal viele historische (für alte Bäume sehr wichtige!) Informationen nicht online verfügbar sind, sondern in lokalen Archiven oder im Privatbesitz der Grundstückseigentümer verwahrt werden. Dies betrifft beispielsweise alte Fotos, historische Gebietsbeschreibungen oder auch Schutzverordnungen aus früheren Zeiten.

Die ersten Aktenrecherchen und ggf. Zeitzeugenbefragungen erfolgen durch die Projektmitarbeiter. Die Ergebnisse entscheiden darüber mit, ob der Baum "denkmalwürdig" ist (wenn ihm zum Beispiel eine besondere kulturelle oder lokalhistorische Bedeutung zukommt, auch wenn er ansonsten nicht unbedingt die Baumdenkmalkriterien erfüllt).

Nachdem für den betreffenden Baum ein Baumdenkmalpate gefunden worden ist, soll dieser die Recherchen eigenverantwortlich weiterführen und vertiefen. Erfahrungsgemäß erschließen sich mit zunehmender Beschäftigung mit dem Baumdenkmal immer weitere Quellen, die zu seiner Entstehungsgeschichte Auskunft geben. Die Recherche zu den Baumdenkmalen kann man auch sehr gut mit Kinder- und Jugendgruppen durchführen. Diese können für „ihr“ Baumdenkmal zum Beispiel ein Interview mit dem Ortschronisten durchführen oder auf Spurensuche in historischen Dokumenten gehen.

Konkretes Ergebnis: jeweils (2x) 10-20-seitiger Text mit den wichtigsten Daten zum Thema Baumdenkmale.

2.2 Ersterfassung von Baumdenkmalen

Ziel ist die Erfassung der wichtigsten Parameter (Habitus, Stamm, Krone, erfolgte Maßnahmen, Historie, Standort) für mindestens 70 Baumdenkmale im BR Pol'ana sowie 50 Baumdenkmale im Ost-Erzgebirge. Diese professionelle Ersterfassung geschieht durch die Projektmitarbeiter oder deren Beauftragte. Insofern zu diesem Zeitpunkt schon ein (potentieller) Baumdenkmalpate feststeht, erfolgt die Ersterfassung nach Möglichkeit gemeinsam. Die erhobenen Daten bilden die Grundlage für das künftige Monitoring durch den Baumdenkmalpaten ("citizen science"). Erfahrungsgemäß ist eine solche Aufgabe für einen Laien nicht zu bewerkstelligen (fehlende Fachkenntnisse und Erfahrungen). Die gewonnenen Ergebnisse sollen die primäre Basis für das Projekt bilden. Auf diesen Ergebnissen werden auch die potenziellen/künftigen Baumdenkmalpaten ihre Tätigkeit aufbauen.

Alle interessierten Laien, Fachleute aus der Praxis, oder Wissenschaftler von den universitären Einrichtungen, Studenten, Schüler, etc., werden die Möglichkeit haben, an diesen primären Erfassungen, als Beobachter, ggf. auch als aktive Mithelfer teilzunehmen. Sie werden dadurch die einzigartige Chance bekommen, sich mit der Thematik sehr aktiv und ausführlich auseinanderzusetzen. Gleichzeitig werden die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Comenius Universität und Fachmitarbeiter der Biosphärenverwaltung Pol'ana als Ansprechpartner für die beteiligten Personen zur Verfügung stehen.

Ergebnis: Ersterfassung bis zu 120 Baumdenkmalen

2.3 faunistische Erfassungen

Im slowakischen Projektgebiet werden an ausgewählten Baumdenkmalen vertiefende entomologische und ornithologische Erfassungen durch Spezialisten durchgeführt. Im sächsischen Projektgebiet liegen teilweise schon einige Untersuchungen vor.

Diese faunistischen und ornithologischen Erfassungen im BR Pol'ana sollen gleichzeitig mehrere Ziele erfüllen:

  • mehrere verschiedene Tiergruppen sollen erfasst werden (Milben, Weberknechte, Käfer, Vögel). Diese Auswahl wurde nicht zufällig gemacht, wir möchten nicht nur die “Stars” unter den Tierarten weiterhin zeigen und untersuchen, sondern insbesondere auch Tiergruppen, die aus Sicht der Ökologie oder des Naturschutzes sehr wichtig sind, sind jedoch bei der Öffentlichkeit oft negativ besetzt. Wichtig war auch die Tatsache, den Laien nicht nur makroskopische, sondern auch mikroskopische Tierarten zeigen, die auf einem Baum oder in seiner Nähe Lebensraum finden können. So werden Bodenfallen (Weberknechte, Käfer…), Klebebände (Käfer), aber auch Vogelbeobachtungen zu den Aktivitäten gehören, die den Interessenten gezeigt und detailliert erklärt werden sollen. U. a. Arbeit und Umgang mit einem Mikroskop oder einer Lupe ist für viele Menschen absolut unbekannt und erfahrungsgemäß kann bei vielen Laien ein großes Interesse wecken.  Die Laien werden in alle Aktivitäten miteinbezogen (Sammeln von Proben, Bestimmung, Auswertung, Vogelstimmenbestimmungen…).
  • ausgewählte Tierarten werden als wichtige Indikatoren für Bioschutz (Prädatoren von Schädlingen), hohes Alter des Baumes, ökologische Stabilität (Spezialisten) identifiziert und insbesondere wird Wert daraufgelegt, dass diese Arten von den Laien auch erkennbar sind.

Die oben beschriebenen Aktivitäten werden unter Beteiligung von Laien durchgeführt, um den Laien alle wichtigen Kenntnisse, Erfahrungen und Informationen direkt zu vermitteln. Die faunistischen Erfassungen werden auch als Teil der Ausbildung der (künftigen) Baumdenkmalpaten dienen, sowohl aus der Slowakei, als auch aus Deutschland (während der gemeinsamen Exkursion im BR Pol'ana). Das Ziel ist es, die Baumdenkmalpaten so vorzubereiten, dass sie in der Lage wären, die wichtigsten Arten selbst zu erkennen, zu erfassen und die Ergebnisse per Online-Formular an die Projektmitarbeiter abzuschicken. Die Experten beabsichtigen auch, konkrete Aktivitäten während der Veranstaltungen für die Öffentlichkeit anzubieten und als Ansprechpartner für alle Interessenten vor Ort zur Verfügung zu stehen. Die wichtigsten und interessantesten Ergebnisse werden auch über die Medien kommuniziert, gleichzeitig werden diese Ergebnisse und Informationen über die Erfassungen über Facebook-Seiten des Biosphärenreservats Pol'ana, über die Fakultät Umweltökologie und Landschaftsmanagement, Instagram, o. ä. verbreitet und kommuniziert.

Ergebnis: faunistische Erfassung von den markanten und ökologisch wertvollsten Bäumen, Aktivitäten für die Öffentlichkeit, Beteiligung der Experten an Veranstaltungen für Baumdenkmalpaten, Öffentlichkeit (aktive Beteiligung der Experten für Zoologie an der mehrtägigen Fachexkursion, mindestens an einer Informationsveranstaltung und an 1-2  Baumdenkmal-Wanderungen für bereits aktive Baumdenkmalpaten),  und PR-Maßnahmen (Regional-Medien werden regelmäßig über die Aktivitäten und gezielten Ergebnisse informiert, die Medien-Vertreter werden zu ausgewählten Veranstaltungen gezielt eingeladen, Experten für Zoologie werden auch für Interviews und Reportagen zur Verfügung stehen).

2.4 Aufbau eines internetbasierten Baumdenkmalkatasters

Für die Ersterfassungsdaten und künftige Informationen der Baumdenkmalpaten (Projektbaustein 3) wird eine Datenbank sowie, als Zugang dazu, eine slowakische Projekt-Internetseite entwickelt. Als Grundlage dafür kann die Struktur des im Ost-Erzgebirge entstehenden Baumdenkmalkatasters übernommen und angepasst werden.

Ergebnis: Eine neue, voll funktionsfähige Webseite die für alle Interessenten (Laien, Schulen, Behörden, Kommunen, Naturschutzvereine, Universitäten, Studenten, etc.) frei zugänglich sein wird.

2.5 Einpflegen der erhobenen Daten im Baumdenkmalkataster

Sowohl in die slowakische als auch in die deutsche Datenbank-Version müssen die analog erhobenen Ergebnisse der Ersterfassung eingegeben werden. Diese Grundlagendaten zu jedem Baumdenkmal werden von den Projektmitarbeitern in die Datenbank eingestellt. Die Baumdenkmalpaten bekommen dann ein Datenblatt mit allen erforderlichen Informationen zu "ihrem" Baum.

Die Baumdenkmalpaten sollen nach einer Einweisung in der Lage sein, die selbst erhobenen Daten (jährliche Berichte bzw. aktuelle Informationen) in ein Papier-Formular eintragen zu können. Die in diesem "citizen science"- Projekt von den Baumdenkmalpaten gewonnenen Informationen werden absehbar von unterschiedlicher Qualität sein, je nach Wissen und Erfahrung des ehrenamtlichen Baumdenkmalpaten. Eine Validierung und Plausibilitätsprüfung durch die Projektmitarbeiter bleiben unverzichtbar. Diese werden auch die Baumpatenberichte in die Datenbank eintragen.

Ergebnis: wissenschaftlich validierte, exakte und korrekte Daten, die von Baumdenkmalpaten im Gelände gesammelt wurden, online verfügbar. Alle Daten werden für die breite Öffentlichkeit frei zugänglich sein. Für jeden Baum werden insgesamt ca. 30 Einzeldaten erhoben. Dazu kommen noch die Fotos. Jeder Baumdenkmalpate wird einmal pro halbes Jahr einen Kurzbericht abgeben/an die Projektkoordinatoren abgeschickt – im ersten Jahr werden es in der Slowakei ca. 10-20 Kurzberichte, im zweiten Jahr 40-60 Kurzberichte sein. Dazu werden Meldungen über die möglichen Baumschäden dazukommen (erwartet werden 10-20 Meldungen jährlich). In Deutschland wird es insgesamt 120 Patenbäume geben. 100 davon werden von den Senior-Paten betreut und 20 davon von den Juniorpaten. Demzufolge wird es 120 Berichte pro Halbjahr geben.