Projekte / Phase I / DBU-Projekt / Bausteine
Projektbaustein 3
Aufbau und Qualifizierung eines Netzwerks von Baumdenkmalpaten
Im Sinne von "citizen science" erheben interessierte Naturfreunde einerseits wiederkehrend (relativ leicht erfassbare) Daten zum Zustand "ihres Patenbaumes" für ein langfristiges Monitoring - auch als Grundlage für die Abschätzung von Pflege- oder anderen Maßnahme-Notwendigkeiten. Andererseits sollen durch die regelmäßige Präsenz der Baumdenkmalpaten dem Baum drohende Gefahren (Baumaßnahmen etc.) möglichst frühzeitig erkannt werden.
Wirklich erfolgreich tätig werden kann ein derartiges Netzwerk Baumdenkmalpaten indes nur, wenn die allgemeine Öffentlichkeit aufgeschlossen ist für den Erhalt alter Bäume. Dies kann keineswegs für selbstverständlich angenommen werden - allzu groß sind oft die Vorbehalte gegen Laubfall und Schattenwurf, von (vermeintlichen) Verkehrssicherungsbedenken ganz zu schweigen. Mit breitgefächerter Öffentlichkeitsarbeit muss deshalb im Rahmen des Projekts unter der Bevölkerung für Wertschätzung und Schutz alter Bäume geworben werden. Maßnahmen hierzu sind die geplanten öffentlichen Veranstaltungen, Artikel in der örtlichen Presse, Einladung zu den geplanten Wanderungen, Veröffentlichung in den Sozialen Medien sowie persönliche Gespräche und Beratungstermine.
3.1 Gewinnung ehrenamtlicher Baumdenkmalpaten
Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit (öffentliche Veranstaltungen, Werbung für Mitmach-Aktionen auf Ehrenamtsplattformen, Veröffentlichung von "Aufrufen" in lokalen Medien, direkter Kontakt zu den Einheimischen, und auf Social-Media-Kanälen, Kontakt zu den Schulen in der Region), vor allem aber durch gezieltes Ansprechen geeigneter Personen soll innerhalb des Projekts für mindestens 30 Bäume im slowakischen sowie 20 Bäume im sächsischen Projektgebiet eine Baumdenkmal-Patenbetreuung gesichert werden. Die Anzahl der künftigen Paten spiegelt die Komplexität und den Anspruchsgrad dieser Aktivität. Bei dieser Anzahl bauten wir an den Erfahrungen der Grünen Liga Osterzgebirge aus den letzten Jahren.
Neben den unter 1.2 und 1.3 genannten Vorträgen bzw. Vorlesungen, die sich an interessierte Laien, an Naturschutzpraktiker, Kommunen und Entscheidungsträgern in der Region einerseits und an Studenten/Akademiker andererseits richten, wird es einmal pro Jahr in beiden Projektgebieten auch eine größere Informationsveranstaltung für die interessierte Öffentlichkeit geben. Außerdem werden mit bereits aktiven Baumdenkmalpaten halbjährlich öffentliche Baumdenkmal-Wanderungen organisiert, wo diese mit ihren Erfahrungen potentielle Neueinsteiger motivieren können.
Im Ost-Erzgebirge wird dabei insbesondere versucht, künftig auch Kinder & Jugendliche als Baumdenkmalpaten zu gewinnen. Besonders interessierte Jugendliche werden pro Jahr einmal zu Wochenend-Workcamps mit thematischem Schwerpunkt Baumschutz eingeladen. Für jüngere Kinder sind Projekttage in Kindergärten und Schulen vorgesehen.
Im BR Pol'ana wird u. a. ein Netzwerk von Baumdenkmalpaten aus ganzen Familien gebildet. Nach den ersten Gesprächen mit Kollegen von der BR-Verwaltung scheint dieser Weg durchaus realisierbar und interessant für die Einheimischen zu sein. In diesem Sinne soll die Baumdenkmalpatenschaft bei Geburt eines Kindes übernommen und mit ihr verbunden sein. Dadurch wird es zur Stärkung der Identifizierung bei ausgewählten Bevölkerungsgruppen mit der Hauptidee des Projektes kommen.
3.2 Seminare zur Qualifizierung der Baumdenkmalpaten/ Weiterbildungsveranstaltungen
Sowohl im slowakischen wie im deutschen Projektgebiet wird den Baumdenkmalpaten jeweils zwei Tagesveranstaltung zur Weiterbildung angeboten. Dabei wird es für die neuen Baumdenkmalpaten (generell auf der slowakischen Seite, auf der deutschen Seite v.a. die neu gewonnenen Jugendlichen) zunächst um die Vermittlung grundlegender Informationen zu Art und Qualität der erwarteten Informationen über die jeweiligen Patenbäume sowie um die Arbeit mit dem Baumdenkmalkataster gehen.
Darüber hinaus werden Fragen hinsichtlich des Erkennens problematischer Entwicklungen der Baumgesundheit und möglicher Gefahren für die Baumdenkmale im Mittelpunkt stehen; außerdem Möglichkeiten zur Förderung von Biologischer Vielfalt an den Bäumen und in deren Umfeld. Den meisten Ehrenamtlichen fehlt das nötige "Baum-Fachwissen", um als kompetente Ansprechpartner gegenüber Grundstücksbesitzern, Behörden, potentiellen Eingriffsverursachern sowie der interessierten Öffentlichkeit auftraten zu können. Entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen werden die deutlich erhöhen.
3.3 Mitwirkung bei praktischen Maßnahmen für seltene / besonders wertvolle Gehölze
In beiden Projektgebieten sollen jeweils zwei größere Freiwilligen-Einsätze (mit Beteiligung der Baumdenkmalpaten) für seltene und/oder besonders wertvolle Gehölze organisiert werden. Je nach praktischem Bedarf können dies zum Beispiel Verbissschutzmaßnahmen für die Verjüngung gefährdeter Baumarten, oder aber Pflanz- und Pflegeeinsätze mit seltenen Gehölzen.
Das gemeinsame praktische Arbeiten für die Natur (und in der Natur) hat in der Regel einen hohen Motivationseffekt, ermöglicht unkomplizierten Informationsaustausch und stellt generell eine wichtige "teambildende Maßnahme" dar. Diese positiven Wirkungen können auch das Netzwerk Baumdenkmalpaten befördern.
Ergebnisse: Umsetzung von 4 praktischen Maßnahmen mit Baumdenkmalpaten
Im Osterzgebirge sind folgende Aktivitäten geplant:
- Verbissschutz mit Drahtkörben an Jungeiben im NSG Müglitzhang bei Schlottwitz
- Pflanzeinsatz Wildbirne/Wildapfel
- Pflegeeinsatz
- Pflege / Freistellung / Schutz zukünftiger Baumdenkmale
Im BR Pol'ana werden im Rahmen des Projektes folgende Aktivitäten durchgeführt:
- Wiederherstellung einer historisch und ökologisch bedeutenden Lindenallee auf dem Kalvarienberg
- Rodung überwucherter Wacholderbestände/Biotope im Biosphärenreservat Pol'ana und seiner Umgebung
3.4 Erarbeitung von Arbeits-/ Informationsmaterial
Als Arbeitsgrundlage für die Ehrenamtstätigkeit der Baumdenkmalpaten entsteht eine ca. 40-seitige Broschüre mit den wichtigsten fachlichen, rechtlichen und projektbezogenen Informationen ("Handreichung für den Baumdenkmalpaten"). Dieses Informationsmaterial soll einerseits die wichtigsten und relevanten Ergebnisse/Erfahrungen aus dem Projekt zusammenfassen, weiter soll es als eine solide und validierte Quelle von Fachinformationen/Kenntnissen, die einen engen Bezug zum Thema Baumschutz/Baumdenkmalpatenschaft besitzen: Botanik, Dendrologie, Zoologie, Klimaschutz, Geländekartierungen von bedeutsamen Bäumen, Kriterienkatalog, Arbeit mit Messgeräten, Geschichte, gesetzliche Regelungen zum Baumschutz, etc. Vor Allem aber soll diese Broschüre die Baumpaten dazu befähigen mögliche Gefahren am Baum sicher zu erkennen und entsprechend mit den Eigentümern oder Bewirtschaftern zu kommunizieren. Es wird eine slowakische und eine deutsche Version geben, jeweils in gedruckter Form (ein Exemplar pro Baumdenkmalpate) und als online-Informationsbereitstellung auf den projektrelevanten Internetseiten.
3.5 Ausrüstungsmaterial für die Baumdenkmalpaten
Als "Handwerkszeug" für die Baumdenkmalpaten sind unter anderem Baumbestimmungsbücher und Maßbänder erforderlich. Auf slowakischer Seite soll ein Laser-Höhenmessgerät zum Ausleihen bereitgestellt werden.
3.6 Erfassungsberichte der Baumdenkmalpaten
Einmal pro Halbjahr wird von den Baumdenkmalpaten ein Kurzbericht samt Foto zum aktuellen Zustand "ihres" Patenbaumes erwartet. Im Ost-Erzgebirge sollen sie dafür in bewährter Weise eine kleine Aufwandsentschädigung in Form einer Ehrenamtspauschale ausgezahlt bekommen. Eine ähnliche Art der (eher symbolischen) Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeit gibt es in der Slowakei nicht. Dafür wird in der Slowakei der Werkvertrag angewendet, um die Belohnung auszahlen zu können.
3.7 Bearbeitung von Erfassungsberichten und sonstigen Meldungen der Baumdenkmalpaten
Jeweils die slowakischen und die deutschen Projektkoordinatoren müssen die Informationen der Baumdenkmalpaten entgegennehmen, auf Plausibilität prüfen, ggf. nachfragen oder bei potentiellen Gefahren für die Bäume zu Vor-Ort-Besichtigungen fahren. Bei Problemfällen müssen die zuständigen Behörden informiert und nach Möglichkeit auch die Grundstücksbesitzer ermittelt werden. Die Baumdenkmalpaten wiederum erwarten Rückmeldungen zu den eingeleiteten Maßnahmen.