Einzelbäume

Süntel-Buchen an der Schneise 6 westlich Hartha

ART: Süntel-Buche (Fagus sylvatica var. suentelensis) Mehr Informationen

Ein Schild weist auf die Besonderheit dieser beiden bizarren Buchen hin, wobei die Angabe "vor 150 Jahren gepflanzt“ ohne Jahres-Bezug eher Rätsel aufgibt. Die Baumgruppe könnte um 1850 von Friedrich Wilhelm Cotta, dem ältesten Sohn des Gründers der Forstakademie Tharandt, begründet worden sein [1]. Ursprünglich war es eine Vierergruppe. Der vierte Baum ist längst vergangen, der dritte 1960 schon stark unterdrückte Baum ist in den 1990er Jahren abgestorben [3,4,7,8]. Zur Erhaltung wurden von den verbliebenen beiden Bäumen schon 2016 Edelreiser geschnitten und im forstbotanischen Garten auf junge Rot-Buchen gepfropft. Der Erfolg war bisher aber sehr gering [4].

Da sich die beiden verbliebenen Bäume in Belaubung und Fruchtmerkmalen unterscheiden [1], mag es sich um Nachkommen verschiedener Eltern-Bäume handeln. Die Herkunft scheint nicht gut dokumentiert zu sein. Für ähnlich alte Süntel-Buchen im Forstbotanischen Garten Tharandt vermerkt hingegen ein alter Gartenführer von 1905, diese seien "aus einem Bestande solcher Zwergbäume im Dorfe Hildese (Hannover) herübergeführt“ [6].

Nun gab es aber kein "Hildese“ im damaligen Königreich und der späteren preußischen Provinz Hannover. Sehr wahrscheinlich ist hier Hülsede gemeint, ein Dorf, das am Süntel liegt. Dieses kleine Mittelgebirge im heutigen Niedersachsen ist der locus classicus, also der Ort der ersten wissenschaftlichen Beschreibung dieser Buchenform. Es liegt nahe, dass Friedrich Wilhelm Cotta "seine“ Süntel-Buchen von dort holte – und die Bäume bei Hartha dazu gehörten. Letzte Sicherheit könnten nur genetische Untersuchungen, insbesondere Vergleiche mit Bäumen im Herkunftsgebiet, geben.

Beide Bäume zeigen die typische, glockenförmige Wuchsform der Süntel-Buchen mit den in sich verdrehten, zickzackförmigen Ästen. Nach wie vor ist das gemeinsame kuppelförmige Kronendach sehr dicht und spendet viel Schatten, so dass der Boden unter den Süntel-Buchen kaum bewachsen und weitgehend von Laubstreu bedeckt ist – leider auch hier und da mit Spuren menschlicher "Geschäfte". Vom stärkeren Baum brach im Jahr 2000 ein dicker Ast ab und verblieb an Ort und Stelle [1]. Während Reste des abgebrochenen Astes 2022 noch auffindbar waren, sind von dem abgestorbenen dritten Baum keine Spuren mehr vorhanden.

Der Stamm der dünneren Süntel-Buche ist inzwischen weitgehend hohl. Am Stamm der dickeren Süntel-Buche zeigen sich schon seit mehreren Jahren Fruchtkörper des Flachen Lackporlings (Ganorderma applanatum) [2]. Dieser Pilz verursacht im Wurzel- und Stammfuß-Bereich geschwächter Laubbäume Weißfäule [5]. Die Stabilität der beiden Bäume, die als Naturdenkmal geschützt sind, ist aber wohl noch nicht stärker gefährdet. Es wäre allerdings wünschenswert, dass die nähere Umgebung nicht länger als wilde Toilette missbraucht wird. Auch ein zu starkes Betreten des Bodens dürfte den Bäumen nicht gut tun. Manchen Ortsansässigen sind diese Bäume offenbar auch gar nicht bekannt.

Quellen:

[1]   Dönig, G. 2020. Süntel-Buchen Fagus sylvatica var. suentelensis in Deutschland, Frankreich, Dänemark, Schweden und sonst in Europa. 3. Aufl. – Ortsgruppe Bad Münder des Heimatbundes Niedersachsen e.V.: 482 S.

[2]   Bestimmung durch M. Exner, Bad Münder. Mitteilung per E-Mail, April 2023.

[3]   https://www.saechsische.de/rueckschlag-bei-rettung-der-suentelbuchen-3535857.html – letzter Zugriff: 28.08.2022

[4]   https://www.saechsische.de/verwunschene-buchen-3349897.html – letzter Zugriff: 28.08.2022

[5]   Lichtenauer, A., Kowol, T. & Dujesiefken., D. 2020. Pilze bei der Baumkontrolle. – Braunschweig: 64 S.

[6]   Nobbe, F. & Büttner, G. 1905. Führer durch den akademischen Forstgarten zu Tharandt. – Berlin: 66 S.

[7]   StUFA Radenbeul 2004. Naturschutz regional: Baum-Naturdenkmale in der Region Oberes Elbtal/Osterzgebirge. – Radebeul: 137 S.

[8]   Watzlawik, G. 1960. Die Süntelbuche. – Kulturleben im Kreis Freital 1960(4): 10-12.

 

Informationen

Ort

Tharandt, Stadt
Kurort Hartha

Schutz

ND

Patenbaum

nein

Standort

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