Sal-Weide bei Zinnwald

Als Pionierbäume erreichen Sal-Weiden kein besonders hohes Alter. Dieses nahe einem Waldweg stehende Exemplar gehört sicherlich zu den älteren Bäumen der Art im Gebiet und mag bis zu 60 Jahre alt sein. Der Stamm teilt sich schon sehr weit unten, die Krone ist insgesamt fast kugelförmig und locker beblättert.

Auffällig ist der sehr üppige, artenreiche Flechten- und Moosbewuchs mit dem der untere und mittlere Stamm bunt überkleidet ist. Die umstehenden Nadelbäume sind deutlich spärlicher bewachsen. Mit ihrer groben, nährstoffreichen Borke sind Weiden wichtige Trägerbäume für anspruchsvolle Epiphyten (Aufsitzer-Pflanzen), die auf Fichten und anderen Nadelbäumen kaum zu finden sind. Sie sind daher wie Ebereschen eine wichtige ökologische Bereicherung in Landschaften, die von Nadelbäumen beherrscht sind. Das mag in den Hochlagen des Osterzgebirges ähnlich sein wie im borealen Nordeuropa [1].

Der Baum zeigt schon deutliche Zerfallserscheinungen wie dürre Äste, Ast-Abbrüche und Pilz-Befall, und mag sicherlich nicht mehr allzu lange stehen bleiben. Aber in der Nähe finden sich etliche jüngere Weiden. Die Zahl potenzieller Nachfolger mag noch weiter zunehmen, wenn sich durch die Aktivitäten des Borkenkäfers die Nadelforste weiter auflichten. Durch Bodenstörungen, wie durch die Beräumung von Käfer-Flächen oder Windwürfe werden Rohboden-Standorte geschaffen, in denen die winzigen Weiden-Samen gut keimen können [2].

Quellen:

[1]   Kuusinen, M. 1996. Epiphyte flora and diversity on basal trunks of six old-growth forest tree species in southern and middle boreal Finland. Lichenologist 28: 443-463.

[2]   Tiebel, K., Leinemann, L., Hosius, B., Schlicht, R., Frischbier, N. & Wagner, S. 2019. Seed dispersal capacity of Salix caprea L. assessed by seed trapping and parentage analysis. – European Journal of Forest Research 138: 495-511.