Einzelbäume

Cunnersdorfer Linde

ART: Winter-Linde (Tilia cordata) Mehr Informationen

Die Cunnersdorfer Linde gehört zu den prägenden Landmarken der Region. Dies verdankt sie nicht unbedingt ihrer Dimension - ihr knapper Meter Brusthöhendurchmesser wird von vielen Artgenossinnen übertroffen. Vielmehr sind es ihre weithin sichtbare Position auf der Hochfläche östlich der Kalkhöhe einerseits und die von hier aus weit ins Ost-Erzgebirge reichenden Ausblicke andererseits, die sie zu einem beliebten Ausflugsziel für Sonntagsspaziergänge und Rastplatz für längere Wanderungen gemacht haben.

Die auf einem Infoschild wiedergegebene Legende von der Pflanzung des Baumes 1776 als Sühne für einen Mord hat aller Wahrscheinlichkeit nach nichts mit dem heutigen Baum zu tun. Plausibel hingegen erscheint die vom Heimatverein Cunnersdorf recherchierte Version [8]: Demnach seien „ungefähr 1835“ zwei Linden beidseits des Ortes Cunnersdorf gepflanzt worden: nördlich die „Schlottwitzer Linde“, südlich die „Glashütter Linde“. Erstere erlitt 1945 schwere Schäden bei einem tragischen Unfall mit Weltkriegsmunition und erlag 1961 schließlich einem Sturm.  Die südliche Pflanzung hingegen wurde später als „Cunnersdorfer Linde“ bekannt.

Als solche ist sie bereits 1923 im bekannten „Wanderbuch für das Östliche Erzgebirge“ erwähnt [6]. Wobei sie damals wahrscheinlich noch nicht so markant als Solitär in Erscheinung trat. Eine Glashütter Postkarte von 1903 zeigt, dass die Kleine Straße auf der Cunnersdorfer Flur mit deutlich mehr Gehölzen bewachsen war (während die heute weitgehend bewaldeten Talhänge noch offen waren), ein herausragender Einzelbaum lässt sich an der Stelle der Cunnersdorfer Linde nicht erkennen [1]. Auf dem Messtischblatt von 1912 ist an der Wegkreuzung der Kleinen Straße nur ein kleineres Gehölz [3], auf dem Messtischblatt 30 Jahre später dann ein besonderer Baum eingezeichnet [4]. Ein privates Schwarz-Weiß-Foto zeigt vermutlich um 1960 bereits die typische Kronenform der Cunnersdorfer Linde, selbige jedoch noch offensichtlich deutlich kleiner. Erstaunlicherweise findet der Baum in den „Werten der deutschen Heimat“ 1964 bei den Ausführungen zur "Kleinen Straße" an dieser Stelle keine Erwähnung [5].

Sowohl auf den staatlichen Topografischen Karten als auch auf den Wanderkarten der DDR war die Cunnersdorfer Linde als "Naturdenkmal“ verzeichnet, obwohl keine formelle Unterschutzstellung überliefert ist. Dieser vermeintliche ND-Status wird auch heute noch auf Internetseiten, in Broschüren und auch Büchern [2,7] behauptet. Wenn die Zeitangabe des Cunnersdorfer Heimatvereins stimmt, sollte die Linde jetzt knapp 190 Jahre alt sein. Sie befindet sich noch immer in einer beachtlichen Zuwachsphase ihres Lebens. 2010 wurde ihr Umfang mit 2,90 m gemessen, 2021 betrug dieser schon 3,10 m. Die Höhe nahm in diesem Zeitraum um einen Meter auf 21 m zu. Die Krone erscheint vital, Schnittmaßnahmen wurden sachgerecht ausgeführt und konnten vom Baum gut verheilt werden.

Erforderlich sind gelegentliche Pflegeeingriffe hier aus Gründen der sogenannten Verkehrssicherungspflicht: unter dem Baum lädt eine Ruhebank zur Rast ein. Der Begriff "Zur Ruhe“ geht übrigens schon auf historische Zeiten zurück, als "die Kleine Straße“ noch die Hauptzufahrt nach Glashütte war und sich hier ein Ausschank dieses Namens befand. Um auch künftig der Cunnersdorfer Linde ein ungestörtes Dasein zu sichern, darf es auf den angrenzenden Wegen keine Ausbaumaßnahmen geben. Mindestens ebenso wichtig ist die Rücksichtnahme der Landwirtschaft auf dem oberhalb angrenzenden Feld: nicht bis unter den Kronenbereich ackern oder mit schweren Maschinen befahren, keine Herbizide verwenden! Dann könnte die Cunnersdorfer Linde noch jahrhundertelang die bedeutende Landmarke bleiben, als die sie heute wertgeschätzt wird.

Quellen:

[1]   Grüne Liga Osterzgebirge, 1999. Biotopverbundprojekt Glashütte, unveröffentlichter Projektbericht: 92 S.

[2]   Grüne Liga Osterzgebirge (Hrsg.), 2007. Naturkundliche Wanderziele. Band 3 Naturführer Ost-Erzgebirge. - Dresden: 748 S.

[3]   https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70302466/df_dk_0000460 Messtischblatt 1:25.000, 1912.

[4]   https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70302466/df_dk_0000465 Messtischblatt 1:25.000, 1942.

[5]   Müller, G. 1964. Zwischen Müglitz und Weißeritz. Werte der deutschen Heimat, Band 8. – Berlin: 220 S.

[6]   Naumann, A. 1923. Das obere Hügelland. In: Wagner, P. (Hrsg.): Wanderbuch für das Östliche Erzgebirge, bearbeitet von Dresdner Geographen. – Dresden: 75-86.

[7]   Rölke, P. (Hrsg.) 2007. Wander- & Naturführer Osterzgebirge. – Dresden: 288 S.

[8]   www.heimatverein-cunnersdorf.de/wandern/kalkhoehe/cunnersdorfer_linde_gruen_.html – letzter Zugriff: 11.03.2023.

 

Informationen

Ort

Glashütte, Stadt
Cunnersdorf

Schutz

-

Patenbaum

ja

Basisdaten vom 23.11.2021

Umfang

3.10 m

Durchmesser

0.99 m

Höhe

21 m

Alter

185 Jahre

Zugang

frei

Standort

Scroll/Grösse ändern: Zwei Finger oder +STRG

Naturdenkmal: Naturdenkmal hat Pate:
Kein Naturdenkmal: Kein Naturdenkmal hat Pate:

Foto: Jens Weber