Einzelbäume

Weiß-Tanne bei Waldidylle

ART: Weiß-Tanne (Abies alba) Mehr Informationen

Von Natur aus wäre der größte Teil des montanen Gürtels im Ost-Erzgebirge, etwa zwischen 500 und 800 m Höhenlage, von bodensauren Buchenmischwäldern geprägt [1,4]. In diesen - im Sommerhalbjahr - recht dunklen Wäldern ("Miriquidi" = Dunkelwald!) käme der schattenverträglichen Weiß-Tanne eine bedeutende Rolle zu. Weil Buchen das bevorzugte Material für die in der Region weit verbreitete Köhlerei lieferten, kam es möglicherweise in vorindustrieller Zeit sogar zu einer relativen Zunahme von Weiß-Tannen im Erzgebirge. Doch dies änderte sich in den nachfolgenden Jahrhunderten, als der Bergbau zur fast völligen Erschöpfung der Holzvorräte führte - auch der als Bauholz nachgefragten Tannen. Für die flächendeckende Wiederaufforstung der kahlen Staatswälder im 19. Jahrhundert hingegen eignete sich die in ihrer Jugend schutz- und schattenbedürftige Weiß-Tanne überhaupt nicht - im Gegensatz zur Fichte, die seither auch hier zwischen Waldidylle und Oberbärenburg die menschengemachten Forsten prägt.

Doch vereinzelt müssen in den Bachtälchen noch samenspendende Tannen vorhanden gewesen sein, die sich unter geeigneten Umständen verjüngen konnten. Solche „Umstände“ herrschten um die Mitte des 19. Jahrhunderts: Nach der 1848er Revolution konnten die Landesherren für einige Zeit ihre Trophäenjagdprivilegien nicht durchsetzen. „Bereits um 1850 wurden die sächsischen Wälder durch die Freigabe der Jagd faktisch 'leergeschossen' [2].“ Davon profitierten junge Tännchen, die zu den bevorzugten Nahrungspflanzen von Rehen und Hirschen gehören. Wie vermutlich die meisten der heutigen Alttannen in Sachsen könnte das größte Exemplar im Einzugsgebiet des Langen Grundes auf diese Zeit zurückgehen, mithin ein Alter von ca. 170 Jahren aufweisen.

Das Alter anhand der Baumdimensionen einzuschätzen, ist bei Weiß-Tannen nahezu unmöglich. Tannen können auch viele Jahrzehnte ohne nennenswerten Zuwachs im Waldschatten verharren, um dann plötzlich freiwerdende Lücken im Oberstand rasch auszunutzen. So wächst in dem Tälchen bei Waldidylle einige hundert Meter talabwärts ein weiteres Exemplar, das möglicherweise ähnlich alt, aber deutlich schmächtiger ist.

Im Jahr 2015 erhielt die große Weiß-Tanne bei Waldidylle den offiziellen Schutzstatus als Naturdenkmal [3].  

Quellen:

[1]   Grüne Liga Osterzgebirge (Hrsg.), 2007. Natur des Ost-Erzgebirges im Überblick. Band 2 Naturführer Ost-Erzgebirge. Sandstein Verlag – Dresden: 472 S.

[2]   Hempel, W. 2009. Die Pflanzenwelt Sachsens von der Späteiszeit bis zur Gegenwart. – Sächsische Landesstiftung für Natur und Umwelt. 248 S.

[3]   https://osterzgebirge.org/neue-gehoelz-nd/weiss-tanne-bei-waldidylle/ – letzter Zugriff: 13.03.2023.

[4]   Schmidt, P.A. et al., 2002. Potentielle Natürliche Vegetation Sachsens mit Karte 1: 200.000. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2002. Hrsg. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie. – Dresden: 231 S. https://www.natur.sachsen.de/download/natur/brosch_pot_nat_vegetat.pdf

Informationen

Ort

Altenberg, Stadt
Waldidylle

Schutz

ND

Patenbaum

ja

Basisdaten vom 03.12.2021

Umfang

2.90 m

Durchmesser

0.92 m

Höhe

34 m

Alter

170 Jahre

Zugang

frei

Standort

Scroll/Grösse ändern: Zwei Finger oder +STRG

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